Vor dem Jahr 1059 wählten die römischen Kirchenvertreter den Papst, und das Volk konnte – per Akklamation – diese Wahl bestätigen. 1059 wurde das aktive Wahlrecht durch das Papstwahldekret „In nomine Domini“ ausschließlich auf die Kardinäle festgelegt. Damit konnte die Fremdeinwirkung (u.a. durch deutsche Könige und römische Familien) einigermaßen eingedämmt werden.
Das Wahlverfahren im sogenannten „Konklave“ wurde im Jahr 1274 beim Zweiten Konzil von Lyon von Papst Gregor X. festgelegt. Dabei werden die Wähler (die Kardinäle der römisch-katholischen Kirche) so lange von der Außenwelt abgesondert, bis sie sich auf einen Kandidaten geeinigt haben.
Der Begriff „Konklave“ bezeichnet sowohl den abgeschlossenen Raum, in dem sich die wahlberechtigten Kardinäle zurückziehen, um den Papst (der gleichzeitig auch Bischof von Rom wird) zu wählen, als auch die Zusammenkunft der Kardinäle selbst. Das Wort „Konklave“ stammt aus dem lateinischen „cum clave“, „mit Schlüssel“, was den „mit Schlüssel" verschlossenen Raum bezeichnet, in dem sich die Kardinäle zurückziehen. Heute ist die Sixtinische Kapelle im Vatikan der Sitzungsort des Konklaves.
Eine Papstwahl erfolgt beim Tod eines Papstes oder wenn das Oberhaupt der katholischen Kirche von seinem Amt zurückgetreten ist. Letzteres ist jedoch seit 1415 nicht mehr erfolgt.
Das historische Ereignis, das den Namen „Konklave“ hervorbrachte, war die wegen des am 29. November 1268 erfolgten Todes von Clemens IV. in Viterbo bei Rom eingeleitete Papstwahl. Sie dauerte von 1268 bis 1271 insgesamt 1006 Tage, und ist deshalb das längste Konklave in der Geschichte der Katholischen Kirche.
Die Einwohner von Viterbo beanspruchen für sich, die Erfinder des Konklaves zu sein. Denn es war auf Druck des Volkes dieser kleinen Stadt, dass die Kardinäle zum ersten Mal bei einer Papstwahl eigens eingesperrt wurden. Allerdings war der erste Papst, der in einer Art „Konklave" gewählt wurde, Gelasius II., der am 24. Januar 1118 in der kleinen Kirche San Sebastiano al Palatino von den Kardinälen einstimmig gewählt wurde. Diese hatten sich heimlich dorthin zurückgezogen, um politische Einmischung zu vermeiden.
Die Geschichte der Päpste
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Die an der Papstwahl in Viterbo beteiligten Kardinäle konnten zwei verschiedenen, sich feindlich gegenüberstehenden Lagern zugeordnet werden:
den Ghibellini (Waiblingern), den Parteigängern des deutschen Kaisers, und den frankophilen Guelfi (Welfen), die die Politik des Papsttums unterstützten. Man bedenke, dass gerade zu jenem Zeitpunkt die christliche Welt wegen der Hinrichtung des 16-jährigen Corradino di Svevia (Konradin), des letzten männlichen Erben aus der Dynastie der Staufer, zutiefst erschüttert worden war. Karl I. von Anjou, König von Neapel und Sizilien, hatte Konradin am 29. Oktober 1268 auf der Piazza del Mercato in Neapel öffentlich enthaupten lassen. Dies alles war geschehen mit der heimlichen Zustimmung von Papst Clemens IV, der sich durch die Stauferherrschaft in Süditalien bedroht fühlte.
Die Papstwahl gestaltete sich in Anbetracht solcher Gegnerschaften als sehr schwierig, weil keines der beiden Lager die erforderliche Zweidrittelmehrheit erreichen konnte. Um die Wahl zu ihren Günsten zu beeinflussen, waren sogar Karl von Anjou, König von Neapel und Sizilien, und der französische König Philipp III. in Viterbo anwesend.
Die Papstwahl ging folgendermaßen vor sich: Die Kardinäle trafen sich täglich in der Kathedrale von Viterbo, um abzustimmen, und kehrten dann – ohne Ergebnis – in ihre Paläste zurück. Die Tradition verlangte, dass die Wahl in der Kathedrale jener Stadt stattfinden sollte, in dem der Papst gestorben war. Neben der Pattsituation zwischen den Papst- und den Kaiseranhängern waren auch territorialpolitische Rivalitäten insbesondere der aus römischen Familien stammenden Kardinäle die Hauptursache für die lange Verzögerung der Wahl. Die Jahre vergingen ohne Resultate. Die Zahl der Kardinäle des Gremiums reduzierte sich von anfänglichen 20 auf nur noch 16 am Ende, da drei Kardinäle starben und einer das Konklave verließ.
Der Heilige Bonaventura da Bagnoregio, einer der bedeutendsten Philosophen und Theologen jener Zeit, hielt während der dreijährigen Sedisvakanz (dem Zeitraum, in dem das Papstamt nicht besetzt ist) in Viterbo eine Reihe von Predigten, mit denen er immer wieder zur Wahl des Papstes aufforderte. Er machte ausdrücklich auf die Notwendigkeit aufmerksam, dass der Papst außerhalb des Kreises der Kardinäle gewählt werde. Er selbst galt als aussichtsreicher Kandidat, schlug selbst aber Teobaldo Visconti als Papst vor.
Die Stadt Viterbo wurde zu jener Zeit vom Podestà (Bürgermeister) Alberto di Montebuono und vom Capitano del Popolo (Volkskapitän) Raniero Gatti geführt. Die Beiden waren davon überzeugt, dass man die Kardinäle von allen externen Einflüssen abschirmen müsse. So befahlen sie am 1. Juni 1270 das Schließen der Stadttore und das Festsetzen der Kardinäle im Papstpalast. Sie ließen ihnen die Lebensmittel reduzieren und das Gebäude von Bewaffneten umstellen.
Ende August des Jahres 1271 dauerte die papstlose Zeit dank den Ränkespielen Karls von Anjou bereits zwei Jahre und neun Monate – die längste Vakanz in der Geschichte des Papsttums. Und niemand weiß, wie lange sie noch gedauert hätte, hätte der Podestà nicht zu noch drastischeren Maßnahme gegriffen. Er ließ die Essensrationen weiter kürzen und setzte die Versammelten schließlich auf Wasser und Brot. Als das auch noch nichts half, ließ er das Dach des Palastes abtragen, um die Purpurträger unter freiem Himmel Sonne, Wind und Regen auszusetzen. Der Schritt zeigte die gewünschte Wirkung, und am 1. September 1271 wurde Teobaldo Visconti, Erzdiakon von Lüttich zum neuen Papst gewählt und die lange Sedisvakanz beendet.
Tedaldo Visconti nahm die Wahl annahm und nannte sich Gregor X.
Die Nachricht seiner Wahl erreichte ihn in Palästina, wohin er den späteren König Eduard I. v. England begleitet hatte.
Papst Gregor X. nahm sich die Erfahrungen aus dem Konklave zur Lehre. Er erließ eine strikte Konklaveordnung. Danach sollten die Wähler, um ihre Unabhängigkeit zu gewährleisten, streng gegen äußere Einflüsse abgeschottet und auf Magerkost gesetzt werden.
Gregor X.
Gregor X., alias Tebaldo Visconti (1210-1276), war Archidiakon in Lüttich als er 1271 zum Papst gewählt wurde. Er galt – nach der längsten Papstwahl der Geschichte – als Kompromisskandidat. Er versuchte eine Wiedervereinigung mit der Ostkirche in die Wege zu leiten, was ihm 1274 beim zweiten Konzil von Lyon auch mit der griechisch-orthodoxen Kirche vorübergehend gelang. Er bemühte sich auch vergeblich, neue Begeisterung für Kreuzzüge zu entfachen.
Die Päpste.
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Das Konklave (Aufs Bild klicken, um
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Die dunkle Seite des Papsttums
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Dia Macht der Päpste
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Die lange Sedisvakanz
der Jahre 1268 bis 1271 (Aufs Bild klicken, um
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