Wein und Getränke

Grappa



Bei der Des­tillation werden Flüss­ig­keits­gemische durch Erhitzen ge­trennt. Die Flüs­sigkeit mit dem nie­dri­ge­ren Sie­de­punkt ver­dampft beim Hoch­hei­zen zu­erst und kann nach dem Kondensieren des verdampften Gases durch ein Kühlsystem wieder auf­ge­fangen werden.
Grappa ist ein in Italien hergestellter Tres­ter­brannt­wein mit 40-50 Volumen-% Alkohol. Grappa ist nur und ausschließlich eine italienische Spi­ri­tuose, die durch direkte Destillierung von Wein­trester erzeugt wird. Trester sind die vor­wie­gend fes­ten Rück­stän­de, die nach dem Aus­pres­sen des Saf­tes von Pflan­zen­bes­tand­tei­len übrig bleiben. Die Anzahl italienischer Grappas ist in den letzten Jahrzehnten stark gestiegen. Grappa hat sich dabei vom ein­fa­chen Bauern­schnaps zur Edel­spi­ri­tuo­se gewandelt!
Der Namen „Grappa“ (auf Ita­lie­nisch weib­lich, al­so „la Grappa“!) stammt vermutlich vom Spät­latein „Grappulus“ (Traube). Grappa ist die einzige stärkere Spirituose, die nicht aus flüssigem Rohstoff ge­won­nen wird - alle anderen kommen von Flüs­sigkeiten: Cognac und Armanac vom Wein, Whisky von flüs­si­gem Malz, Cal­vados vom Apfelwein usw.
Und wenn er noch so gut schmeckt: Ein nicht in Ita­lien hergestellter Tres­ter­brand darf nicht als „Grap­pa“ bezeichnet werden. Das wäre ein Verstoß gegen europäisches Spirituosenrecht und Irreführung mit einer geo­gra­fi­schen Her­kunfts­an­ga­be.
Die Herstellung von Grappa basiert auf der Her­stel­lung von Wein einerseits und der Kunst der Destillation andererseits. Während die Wein­her­stel­lung we­sentlich älter ist, geht man davon aus, dass Destillationsverfahren zwi­schen dem achten und sechsten Jahrhundert vor Christus in Me­so­po­ta­mien zur Herstellung von Weinbrand entwickelt wurden. Berichte über erste ein­fa­che Des­til­la­tions­geräte stammen aus dem Jahr 400 n. Chr.
Auch die Destillation aus dem Trester hat weit zurückliegende historische Ursprünge. Einer Legende nach soll ein römischer Legionär im ersten Jahrhundert vor Christus nach seiner Rückkehr aus Ägypten, wo er eine Destillationsanlage gestohlen hatte, im Friaul die Produktion eines Destillats aus Trester begonnen haben. Doch es handelt sich nur um eine Legende.
Diese Technik wurde nämlich nicht vor dem achten Jahrhundert entwickelt, und es dauerte etwa zwei Jahrhunderte bis sie aus dem Levante nach Italien (wahrscheinlich durch die Kreuzfahrer) kam, wo sie sich insbe­son­dere durch das Zutun von Jesuiten-Mönchen verbreitete. Aus derselben Zeit stam­men auch erste Do­ku­mente, die die Destillation von Wein be­schreiben. Grappa selbst wird dagegen erst im Jahre 1451 zum ersten Mal erwähnt.
Die Gründung der Brennerei Nardini in Bassano del Grappa im Jahr 1779 brachte eine echte Revolution und markierte – durch die Einführung der Dampfdestillation – den Beginn der modernen Destillation in Italien.
Bereits im 15. Jahrhundert existierte ein ei­gen­stän­di­ger Han­del mit Grappa, auch außerhalb Italiens. Die Herstellung wurde reglementiert, jedoch erlaubte man den Bauern, für den eigenen Bedarf eine kleine Produktionsmenge zu brennen. Die Folge war, dass die Grappa im 15. Jahrhundert als „Arme­leu­te­schnaps“ galt.
Erste Vorschriften für die Herstellung von Tres­ter­des­til­la­ten stammen aus dem Jahr 1636, als diese je­doch noch abfällig als Rohstoffe mit Alkoholbasis genannt werden.
Grappaherstellung, am Beispiel De Negri
Erst Anfang des 20. Jahrhunderts begann die Grap­pa, sich vom Ruf des der­ben „Bauernschnapses" zu befreien. Die Grappa erlangte quasi offizielle Aner­ken­nung durch die Truppen, die im Ersten Weltkrieg in den Alpen kämpf­ten. In den Schüt­zen­gräben stärkte ein kräftiger Schluck Grappa die Moral der Soldaten, die unter jämmerlichsten Verhältnissen ihren Dienst versehen mussten.
Viele Lieder der italienischen Gebirgsjäger besingen denn auch die Grap­pa, und viele Schlachten wurden – auf beiden Seiten – von Männern geschlagen, die sich mit diesem Getränk, das die Kehle hi­nun­ter­brannte, Mut angetrunken hatten.
Ihren Ruf als ärmliches Bauerngetränk verlor sie jedoch erst durch weitere technische Optimierung des Destillationsprozesses in der Mitte des 20. Jahr­hunderts.

All die hervorragenden Destillerien auf­zuzählen, die es alleine in Vene­tien und dem Friaul gibt (in der Toskana, der Lombardei, dem Trentino und dem Pie­mont werden auch preis­ge­krönte Grappas hergestellt), würde den Rah­men dieses Artikels sprengen. Deswegen hier nur eine kleine Auswahl:
Nardini: Die Firma Nardini (Bassano del Grappa / Venetien) besteht seit 1779 und gilt als die älteste Marke Italiens. Diese große Erfahrung schmeckt man, wenn man einen der hochwertigen Schnäpse aus diesem Hause trinkt. Diverse Traubensorten wie Pinot oder Cabernet sind die Grundlage der Spi­ri­tuosen, die nach der Destillation in Holzfässern oder Stahltanken nachreifen.
Jacopo Poli: Das in Bassano del Grappa an­säs­sige Familienunternehmen steht seit 1898 für allerhöchste Qualität. Damals zog der Gründer mit seinem Destillierwagen durch die Gegend, um fri­schen Trester in feinste Spirituosen zu verwandeln. Im Lauf des 20. Jahrhunderts wurde die Destillerie sesshaft und ist seitdem bestrebt, sich und ihre Produktionsmethoden immer weiter zu entwickeln, ohne die eigene Tradition zu vergessen.
Andrea da Ponte: Sie wurde im Jahr 1892 von den Brüdern Andrea und Matteo da Ponte gegründet. Weit zurückreichende Familientradition, Mut, neue Wege zu gehen, unzählige Preise und Fachliteratur über Grappa, der sogar der Konkurrenz als Ins­pi­ration diente: All das zeichnet die Destillerie Andrea da Ponte (in Conegliano Veneto) aus. Wie es sich für einen Grappa-Experten gehört, verwöhnt die Firma Freunde des Tresterbrands mit immer neuen Spe­zialitäten, die unter anderem aus den Press­rück­stän­den der edlen Rebsorte Prosecco gewonnen werden.

Mazzetti d'Altavilla: Die Familie Mazzetti stammt nicht aus Venetien, son­dern aus dem Mon­ferrato (Piemont). Sie destillierte Grap­pa bereits 15 Jahre vor der Ver­ei­ni­gung Ita­liens, die 1861 er­folg­te. Die Des­til­le­rie ist die zweitälteste Italiens, nach Nardini.


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Bassano del Grappa
Bassano del Grappa ist eine kleine italienische Stadt in der Provinz Vi­cen­za (Veneto, bzw. Ve­ne­tien). Touristisch interessant sind die zahlreichen Grappa-Destillerien. Der Name der Stadt hat jedoch nichts mit dem Trester­brand zu tun, sondern kommt vom benachbarten Berg Monte Grap­pa, der im Esten Weltkrieg Schauplatz schwerer Kämpfe war.
In den drei Piaveschlachten kamen auf dem Monte Grappa und den umlie­genden Bergen tausende Soldaten ums Leben. Auf dem Monte Grap­pa ruhen 12.615 italienische und 10.295 ös­ter­rei­chi­sche Soldaten.
 
 
Grappa-Lexikon
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