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Wissenswertes

 


10 EMPFEHLENSWERTE BÜCHER (26. September 2020)


Die folgende Liste enthält einerseits Werke, die zum Kanon der italienischen Literatur gehören, Werke also, denen eine norm­set­zen­de und zeit­über­dau­ernde Stellung zugeschrieben wird, andrerseits finden Sie hier Bücher, die im Leben vieler Italiener eine Rolle gespielt haben, Bü­cher, die wichtige Einblicke in Italiens Mentalität ermöglichen und durch die man Italien und die Italiener wirklich kennenlernen kann.


DAS PENTAMERON (1634-36)


Die Novellensammlung Das Dekameron  von Boc­caccio  ist, nicht zuletzt wegen seiner erotischen Inhalte, sehr be­kannt. Ziemlich unbekannt ist au­ßer­halb Italiens hingegen die Märchensammlung Das Pentameron (Das Mär­chen der Märchen) des neapolitanischen Schriftstellers Giambattista Basile, welche 50 Erzählungen enthält.
Wer heute an „Märchen“ in­te­ressiert ist, sollte nicht nur die Brüder Grimm kennen, son­dern vor allem das Werk von Basile. Das postum erschienene Werk beinhaltet eine Reihe von Märchenstoffen, die lange als urdeutsche Mythen ver­ein­nahmt wurden. Hunderte von Erzählern (inklusive die Brüder Grimm) trugen Basiles Mär­chen­typen bis ins Heute hinein. Die altvertrauten Figuren der deutschen und eu­ro­päi­schen Märchenliteratur bevölkern dieses ba­rocke Erzählwerk, das eines der schönsten und tief­grün­digsten Märchenbücher darstellt. 
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DIE BRAUTLEUTE (1842)


Der Roman Die Brautleute (Eine Mailänder Ge­schich­te aus dem siebzehnten Jahrhundert) ist das be­deu­tends­te Werk des italienischen Schrift­stellers Alessandro Manzoni (1785 – 1873). Der Ro­man (Ita­lie­nisch: I pro­messi sposi) gilt als das re­prä­sen­ta­tivs­te Werk der italienischen Romantik und als eines der höchsten Werke der ita­lienischen Literatur. In Italien ist dieser Roman Pflicht­lek­tü­re an allen wei­ter­füh­ren­den Schulen; jedem Ita­lie­ner ist „I pro­mes­si sposi“ bekannt.
Der Roman spielt in den Jahren 1628–1630 im damals von Spanien beherrschten Herzogtum Mai­land sowie im benachbarten Bergamo (Republik Venedig) und handelt von zwei einander ver­spro­chenen jungen Leuten, Renzo und Lucia, die in Lec­co  am Comer See leben und hei­ra­ten wollen. Sie werden aber vom örtlichen Feudalherrn Don Ro­drigo, der sein Auge auf Lucia geworfen hat, daran gehindert, weshalb sie aus Lecco fliehen müssen. Lucia findet Zuflucht in einem Nonnenkloster in Monza, wo die rätselhaft schöne und adlige, meist nur als „die Signora“ bezeichnete Nonne Gertrude sich ihrer annimmt . . . 
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SANDOKAN: DIE TIGER VON MOMPRACEM (1900)


Für italienische Kinder war Emilio Salgari (1862 – 1911) etwa das, was Karl May  für die deutsch­sprachigen war: eine span­nende Lektüre und ein Eintauchen in eine Fantasiewelt von Exotik und Abenteuer. Auch außerhalb Italiens erlangte Salgari große Popularität. In Deutsch­land erschienen viele seiner Werke in prachtvoller Aus­füh­rung und waren sehr erfolgreich. Die Frage, ob es sich bei Salgaris Werken nur  um Kinder- oder Trivialliteratur handelt, erübrigt sich. Der Roman Sandokan: Die Tiger von Mompracem ist eines der Werke, die Teil von Salgaris Sandokan-Zyklus sind.
Wer keine „Abenteuerromane“ mag, wird ihn sowieso nicht lesen. Den­jenigen, die jetzt verächtlich die Mundwinkel verziehen, sei gesagt, dass Emilio Salgari in der spanischen, italienischen und fran­zösischen Literatur einen Fixplatz hat. Re­nom­mier­te Au­to­ren wie Isabel Allende, Carlos Fuentes, Pablo Neruda oder Garcia Márquez lasen fasziniert seine Bücher. Zu seinen be­kann­tes­ten Werken zählt der – bereits mehrfach verfilmte – Romanzyklus um Sandokan, der „Tiger von Malaysia“. Der Roman handelt vom Ra­che­feld­zug San­dokans und seiner todesmutigen Pira­ten­bande so­wie seines treuen Gefährten Yanez  gegen die britische Ko­lo­nialmacht. Diese hat seine Familie ermordet und ihn seines Thrones beraubt . . .  
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MATTIA PASCAL (1904)


Der sizilianische Autor Luigi Pirandello (1867 – 1936) wird zu den bedeutendsten Dramatikern des 20. Jahr­hun­derts gezählt und erhielt 1934 den No­bel­preis für Literatur. Er veröffentlichte zahlreiche Ge­dicht­bän­de, acht Romane, 15 No­vel­lenbände und mehr als 30 Theaterstücke. Den internationalen Ruhm erreichte er mit seinem be­kann­testen Werk Sechs Personen suchen einen Autor“ (1921). In sei­nem Roman Mattia Pascal wird – wie in vielen anderen Pi­ran­dellos – die Frage der menschlichen Identität aufgeworfen.
Mattia Pascal wehrt sich gegen die ihm im Leben zugewiesene Rolle, aber sein Versuch, aus ihr „auszusteigen“, führt zu einem weiteren Scheitern von tra­gi­ko­mi­schem Charakter. Durch Zufall reich geworden und für tot ge­hal­ten, beginnt Pascal ein neues Leben. Doch die Liebe bleibt ihm verwehrt, sodass er am Ende desillusioniert nach Hause zu­rückkehrt. Pirandello be­schreibt in diesem Roman den menschlichen Selbstbetrug, das Spiel mit Schein und Sein auf lebendige und präzise Art. Darüber hinaus erfährt man viel über das Italien am Anfang des 20. Jahr­hun­derts – zwischen extremer Rückständigkeit und schnellem Fortschritt. 
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ZENOS GEWISSEN (1923)


In Italien wird Italo Svevo (1861 – 1928) mittlerweile als einer der größten Schriftsteller gefeiert, den Italiens klassische Mo­der­ne hervorgebracht hat. Seine Helden schei­tern am wirklichen Leben, dies aber auf eine be­klem­men­de oder ko­mische Weise, die Svevos Lek­tü­re äußerst interessant macht. In sei­nem Roman Zenos Gewissen, dessen Ori­gi­nal­titel La coscienza di Zeno  auch mit „Zenos Bewusstsein“ hätte über­setzt werden können, ist Zeno Cosini  ein tra­gi­ko­mi­scher An­ti­held.
Auf Anraten seines Psy­cho­ana­ly­ti­kers hat der 57-jährige Icherzähler, der sich an seiner Um­welt krank fühlt, seine Lebensgeschichte aufgeschrieben. Das Ergebnis ist eine selbst­iro­ni­sie­rende Erzählung, in der der Protagonist den glück­lo­sen Ereignissen stets eine ko­mi­sche Seite abgewinnt. Es ist aus dieser Perspektive infrage ge­stellt, wer hier der Kranke und wer der Gesunde ist. Der Leser weiß nicht, inwieweit er der inneren Haltung des Erzählers trauen kann, ob er lügt oder sich selbst täuscht. Diese Spannung macht den Reiz des Romans aus, mit dem Svevo seinen literarischen Durchbruch erzielte. 
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CHRISTUS KAM NUR BIS EBOLI (1945)


Cristo si è fermato a Eboli“ ist ein autobiografischer Roman des Schriftstellers Carlo Levi (1902 – 1975).
Levi wur­de in den Jahren 1935 bis 1936 wegen seiner antifaschistischen Tätigkeit vom faschistischen Re­gime in die süd­italienische Region Lucania  (heu­te Basilicata) verbannt, in die Dörfer Grassano  und Aliano. Der Titel Christus kam nur bis Eboli beruht darauf, dass die Menschen, die Levi kennenlernte, von sich selber sagten, sie seien keine Christen, weil Christus nur bis nach Eboli gekommen sei, der nächstgroßen Stadt der Lucania.
Im Buch schildert Levi das ärm­liche Leben der Bauern, das geprägt war vom Hunger, vom Aber­glau­be, von der all­ge­ge­n­wär­ti­gen Malaria und der Aus­beutung durch die hab­gie­ri­ge Elite. Levi schreibt von der Ent­deckung einer anderen Zi­vi­li­sa­tion. Jene der Bauern des Sü­dens: außerhalb der Ge­schichte, zurückgeblieben in der Zeit vor der Aufklärung, in einer Welt von antiken Weisheiten und unendlicher Fähigkeit, das Schicksal zu ertragen.  
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DER MOND UND DIE FEUER (1949)


Der Mond und die Feuer) (La luna e i falò) ist der letzte Roman von Cesare Pavese, den er im Herbst 1949 in weniger als zwei Monaten niederschrieb, nachdem er den Sommer in Santo Stefano Belbo, dem Ort seiner Kindheit, verbracht hatte. Das Buch gilt heute als Klassiker der italienischen Literatur.
Der Roman erzählt die Ge­schich­te einer Heimkehr. Nach zwei Jahrzehnten in Amerika sucht der namenlose Erzähler (Spitzname Anguilla, der Aal) das Dorf seiner Kindheit in den Langhe auf, einer Hü­gel­land­schaft im Piemont. Als Fin­del­kind gehörte er nicht zur Dorf­ge­mein­schaft und musste sich als Knecht verdingen. In diesem Roman hat Pavese auf ganz persönliche Weise eine typische Figur der ärmeren italienischen Ge­sell­schaft dar­ge­stellt: den Auswanderer. Er sieht in der Wahl der Auswanderung vor allem individuelle Grün­de: die Flucht vor der einengenden ländlichen Umwelt, die Lust auf Abenteuer und das Bedürfnis, ein tieferes Wissen über die Welt zu erlangen.  
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DER TAG DER EULE (1961)


Der Tag der Eule (italienischer Originaltitel: „Il giorno della civetta“) ist ein Kriminalroman des si­zi­lia­ni­schen Schriftstellers Leonardo Sciascia. Er gilt als ers­te literarische Behandlung der Mafia und machte seinen Autor berühmt. Sciascia wurde bald als be­deu­tends­ter lebender sizilianischer Schrift­stel­ler an­ge­sehen und als ein „Gewissen der italienischen Gesellschaft“, das seine Stimme in vielen kulturellen und politischen Debatten des Landes erhob.
Der Roman basiert auf ein Er­eig­nis, das tat­säch­lich statt­ge­fun­den hatte, nämlich auf den Mord des kommunistischen Ge­werk­schafters Accursio Mi­ra­glia, der im Januar 1947 von der Mafia ermordet wurde. Der Tag der Eule ist eines jener Bü­cher, die man unbedingt lesen sollte. Weil es spannend ist wie die besten De­tek­tiv­ge­schichten, weil es in einer großartigen Prosa geschrieben ist und weil es heute geschrieben zu sein scheint. Ersetzen Sie einfach die „lupara“ (Die Schrotflinte, mit denen die Mafia tötete) durch den Drogenhandel, die Bau­spe­kulation durch die Finanzmärkte und Sizilien durch den globalen Markt. 
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DER NAME DER ROSE (1980)


Umberto Eco (1932 – 2016) war ein italienischer Schriftsteller, Kolumnist, Philosoph, Me­dien­wis­sen­schaftler und einer der bekanntesten Se­mio­tiker der zweiten Hälfte des 20. Jahrhunderts. Für sein Werk wurde er mit nicht weniger als vierzig Ehren­dok­tor­würden aus aller Welt geehrt! Sein be­rühm­tes­tes Zitat lautet: „Wer nicht liest, wird mit 70 Jahren nur ein einziges Leben gelebt haben: sein eigenes. Wer liest, wird 5000 Jahre gelebt haben: Er war dabei, als Kain Abel tötete, als Renzo Lucia heiratete, als Leo­par­di die Unendlichkeit be­wun­der­te. Denn Lesen ist eine Unsterblichkeit nach hinten.“. Er wurde we­gen seiner Romane, vor allem Der Name der Rose auch außerhalb der Wissenschaftswelt weltberühmt.
Anno 1327. In einem ab­ge­schie­de­nen Benediktinerkloster in Norditalien kommt es innerhalb kürzester Zeit zu unheimlichen Todesfällen: Ein Mönch ertrinkt im Schwei­ne­blut­bot­tich, ein anderer springt aus dem Fenster und ein dritter liegt tot im Ba­de­haus. Der Abt bittet den für sei­nen Scharfsinn weithin be­kann­ten William von Baskerville  um Hilfe . . .  
Der Autor macht es dem Leser nicht ganz leicht, besonders, weil das Werk auf mehrere Le­se­ebenen gelesen werden kann, je nach kulturellem Hin­ter­grund der Leser. Für einen ober­fläch­li­chen Leser ist das Buch ein sehr spannender, gut konstruierter Krimi, er steht in der Tradition des historischen Romans, neigt dabei aber dazu, Geschichte nicht nur wie­der­zu­geben, sondern das Problem der Ge­schichts­schreibung selbst zu thematisieren.  
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MEINE GENIALE FREUNDIN (2011)


Laut „DIE ZEIT“ wird die italienische Autorin Elena Ferrante mit ihrem Romanzyklus über zwei Freun­dinnen in die Literaturgeschichte eingehen. Ihr erster Roman Meine geniale Freundin wurde zum Hype. Millionen Leser waren von Ferrantes Roman eingenommen. Die Frage, ob es sich um Tri­vial­li­te­ratur handle, wurde im An­ge­sicht der le­ben­di­gen, mitreißenden Handlung nicht oft gestellt. Die unter dem Pseudonym „Elena Ferrante“ schreibende Autorin hat mit diesem Buch überall auf der Welt für Wirbel gesorgt.
Meine geniale Freundin, der ers­te Teil von Ferrantes nea­po­li­tanischer Saga, wurde als „epo­chales li­te­ra­tur­ge­schicht­li­ches Ereignis“ bezeichnet. Der Roman handelt vom Le­bensgefühl zweier begabter Mädchen im Neapel der frühen Nach­kriegs­zeit, in dem männlich do­mi­nier­te Familienhierarchie und Blut-und-Boden-Mentalität auf Wirtschaftswachstum und zunehmende Bil­dungs­mög­lich­keiten als Schüssel zur indivi­duel­len Selbstbestimmung aufeinandertreffen. 
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