M E I N   I T A L I E N

Wege zur Kunst

 


FEDE GALIZIA


In der Renaissance, einer bedeutenden Epoche der europäischen Kunstgeschichte, gab es in Italien auch einige bemerkenswerte Malerinnen, die trotz der vorherrschenden gesellschaftlichen Barrieren für Frauen in der Kunstwelt Anerkennung erlangten. Diese Malerinnen haben trotz der widrigen Umstände ihrer Zeit einen bedeutenden Beitrag zur Kunstgeschichte geleistet und sind heute als herausragende Vertreterinnen der Renaissance-Kunst bekannt. Unter anderen waren es Sofonisba Anguissola (1532-1625) und Lavinia Fontana (1552-1614).

Fede Galizia (etwa 1578-1630) war eine Pionierin der Stilllebenmalerei und ist eine der frühesten bekannten Künstlerinnen, die sich auf dieses Genre spezialisierte. Galizia war für ihre akribische Detailgenauigkeit und die lebendige Darstellung von Früchten, Blumen und Gegenständen bekannt.

Obststillleben (nach 1610)

Galizia wurde in Mailand als Tochter des berühmten Miniaturmalers Nunzio Galizia geboren und verbrachte dort ihr gesamtes Leben. Obwohl sie von ihrem Vater unterrichtet wurde, wurde ihr Stil maßgeblich von der Studie alter Meister beeinflusst. Bereits im Jahr 1595 erlangte sie große Bekanntheit durch ihre Porträtzeichnungen, die sogar bis zum Hof von Kaiser Rudolf II. gelangten. Unter ihren Werken befinden sich Porträts des angesehenen Mailänder Gelehrten Paolo Morigia, des Mediziners Ludovico Settala sowie ihrer eigenen Eltern.

In späteren Jahren wandte sie sich vermehrt der Darstellung von Figuren und Heiligenbildern zu. Ein herausragendes Werk aus dieser Zeit ist das „Noli me tangere“, das sie 1616 für die Kirche Santa Maria Maddalena  schuf und das seinen Platz in der renommierten Brera-Galerie  in Mailand fand. Weitere bekannte Werke sind eine Darstellung des heiligen Karl mit dem Kreuz für die Kirche Sant'Antonio Abate in Mailand sowie zwei Brustbilder von Christus und Maria für den Hauptaltar der Certosa di Pavia. Eine Judith-Darstellung von 1601 befindet sich in der Galleria Borghese in Rom.



Die Kunstwerke von Galizia werden dem eklektischen Stil zugeordnet, der eine Mischung verschiedener Einflüsse und Stilrichtungen umfasst und ihren Werken eine besondere Vielfalt und Originalität verleiht.

Judith mit dem Kopf des Holofernes

Das Motiv von Judith, die Holofernes enthauptet, ist in der Malerei sehr beliebt. Unter anderen malten es Caravaggio, Artemisia Gentileschi und Gustav Klimt.

Die Geschichte von Judith und Holofernes spielt während der Belagerung der jüdischen Stadt Betulia durch das assyrische Heer unter der Führung des Generals Holofernes. Judith, eine schöne und kluge Witwe, beschließt, ihr Volk zu retten. Sie begibt sich in das Lager der Assyrer und wird als Gast willkommen geheißen. Judith beeindruckt Holofernes mit ihrer Schönheit und List. Sie gewinnt sein Vertrauen und wird in sein Zelt eingeladen. In der Nacht plant Judith ihren mutigen Schritt. Als Holofernes betrunken ist und schläft, nimmt sie sein Schwert und enthauptet ihn. Dann flieht sie mit dem abgetrennten Kopf zurück zu den Israeliten. Der Anblick von Holofernes' enthauptetem Körper schockiert die assyrische Armee, und sie fliehen in Panik. Die Geschichte von Judith und Holofernes symbolisiert den Sieg des Schwachen über den Starken, den Mut einer einzelnen Frau und den Glauben an Gottes Unterstützung in schwierigen Zeiten.


Porträt von Paolo Morigia (1596)

Dargestellt ist der Historiker und Jesuit Paolo Morigia, der in seiner linken Hand eine Brille hält und mit der rechten den Text eines Madrigals schreibt. Die Spiegelung der Fenster in den Brillengläsern zeigt den Einfluss der zeitgenössischen flämischen Kunst, während die große Ausdruckskraft der Lippen auf den Realismus von Giovanni Battista Moroni und die damals in der Lombardei dank Leonardo da Vinci besonders beliebten physiognomischen Studien zurückgreift.


Noli me tangere

Die Wendung noli me tangere  ist in der lateinischen Übersetzung des Johannesevangeliums der an Maria Magdalena gerichtete Ausspruch Jesu nach seiner Auferstehung (Joh 20,17 EU) und heißt übersetzt „Rühre mich nicht an“. Maria Magdalena begegnet als Erste dem Auferstandenen in der Nähe des leeren Grabes, erkennt ihn zunächst aber nicht, sondern hält ihn für den Gärtner. Erst als Jesus sie bei ihrem Namen nennt, erkennt sie ihn. Offenbar auf ihren Versuch, ihn zu küssen oder zu umarmen, reagiert Jesus mit dem sprichwörtlich gewordenen Ausspruch und begründet sein Verbot damit, er sei noch nicht zum Vater aufgefahren.


Portrait of Federico Zuccari (1604)

Federico Zuccari (etwa 1542 – 1609) war ein italienischer manieristischer Maler und Architekt. In Sant'Angelo in Vado  (bei Urbino) geboren, zog 1550 nach Rom, um mit seinem älteren Bruder Taddeo Zuccari zusammenzuarbeiten. Sein Werk „Allegorie der Verleumdung“ porträtierte die Feinde des Hofes in einer Satire, was zu seiner Verbannung aus Rom führte. Er besuchte Brüssel, wo er Skizzen für Wandteppiche zeichnete. Im Jahr 1574 reiste er durch England, wo er Aufträge erhielt, Porträts von Elisabeth I. von England, Maria I. von Schottland und Francis Walsingham und anderen zu malen.

1585 nahm er den Auftrag von Philipp II. von Spanien an, das neue El Escorial  zu schmücken. Er arbeitete dort bis 1588, als er nach Rom zurückkehrte. In Rom gründete er die Accademia di San Luca, deren erster Präsident er war. Bartolomeo Carducci scheint bei ihm studiert zu haben. Kurz vor seinem Tod im Jahr 1609 in Ancona wurde Zuccari Cavaliere.