Literatur/ Presse

Christus kam nur bis Eboli
 
Carlo Levi (geb. am 29. November 1902 in Turin, gest. am 4. Januar 1975 in Rom) war ein ita­lie­ni­scher Schrift­steller, Maler und Po­li­ti­ker. Er stu­dier­te Me­di­zin, prak­ti­zier­te aber nie als regulärer Arzt.
1934 wurde Levi, weil er 1929 eine anti­fa­schis­tische Gruppe gegrün­det hatte, für zwei Monate inhaftiert und von 1935 bis 1936 in die süd­ita­lie­ni­sche Region Lucania (Ba­si­li­cata), in das kleine Dorf Aliano, verbannt. Hier praktizierte er unentgeltlich als Arzt, weil er von dem Elend der Menschen so betroffen war. 1936 kam er durch eine Ge­ne­ral­am­nestie frei und ging ins Exil nach Pa­ris.

Christus kam nur bis Eboli

Aliano (Basilikata) ist der Schauplatz des literarischen Meisterwerks von Car­lo Levi. Durch sein 1945, nach dem Ende des Faschismus, ver­öf­fent­lichtes Buch Cristo si è fermato a Eboli(Christus kam nur bis Eboli) wurde Carlo Levi weltberühmt. Die Verfilmung von Francesco Rosi im Jahr 1973 (mit Gian Maria Volonté und Irene Papas in den Hauptrollen) wurde ebenfalls zum Erfolg. Das Buch ist mehr ein Erfahrungsbericht als ein Roman, da Levi darin seine Zeit in Aliano beschrieb, wohin er vom faschistischen Re­gime von 1935 bis 1936 ver­bannt worden war.

Christus kam nur bis Eboli
Christus kam nur bis Eboli

Aus Diskretionsgründen nannte Levi den Ort des Geschehens „Galliano“, so wie er auch durch eine bewusst ungenau angegebene Ortsangabe von Aliano ab­lenk­te. Als das Buch berühmt wurde, wurde die wahre Identität des Ortes allerdings sehr schnell enttarnt, wovon die Einwohner Alianos, wegen der Be­schreibung ihres Elends, anfangs gar nicht begeistert waren.
Das Buch gilt als die pointierteste literarische Beschreibung der Situation des mezzo­giorno (des italienischen Südens) zu Levis Zeit. Es ist eine leiden­schaft­liche und ehrliche Schilderung dieses armen und rückständig gebliebenen Südens.
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Der Titel des Werkes bezieht sich auf eine Redensart der Einwohner Alianos:
"Wir sind keine Menschen, keine Christen, wir sind Tiere, denn Christus kam nur bis Eboli, aber nicht weiter, nicht zu uns.“ (Eboli ist eine kleine Stadt in Kampanien, an der Grenze zur Basilikata). Mit diesem Satz ist die Ab­ge­schie­denheit Lukaniens sehr gut beschreiben, denn für Lukanien hatte sich weder die Zentral­re­gie­rung in Rom interessiert, noch war dort je die Moderne an­ge­kommen. Levi schil­dert Aliano als einen Ort, in dem die Einwohner wie seit Jahrhunderten in Armut und Resignation leben, ohne auch nur im Geringsten von der Politik etwas zu erwarten und von der Ge­schichte außerhalb ihres Ortes Kenntnis zu nehmen.

Hier in diesem kleinen Dorf in der Mitte Lukaniens ist kein Bauer Mitglied einer Partei. Die Bauern sind keine Faschisten, so wie sie sich zu keiner Partei be­kennen würden. Sie haben nichts zu tun mit der Regierung, mit der Macht, mit dem Staat. Der Staat, das sind für sie nur „die aus Rom“, die es schon immer gegeben hat und immer geben wird, wie den Hagel, die Trockenheit, die Erd­rutsche, die Malaria. Die Bauern dieses tiefen Südens Italiens misstrauen je­der Art von Obrigkeit, die sie immer nur als Unterdrückung erfahren haben. Für sie ist der Staat weiter weg als der Himmel, aber bösartiger, weil er im­mer auf der „anderen Seite steht“. Er ist nur einer der Aspekte des Schick­sals, wie der Wind, der die Ernte austrocknet, und das Feber, welches das Blut verseucht.

Eindrucksvoll und in essayistischer Form beschreibt Levi das Leben der Bau­ern in Aliano, ihr Elend, ihr Aberglaube, das in zahlreichen heidnischen und magischen Praktiken neben dem christlichen Glaube weiterlebt, das gele­gent­liche Aufflammen politischer Aufsässigkeit und einprägsame Porträts zahl­rei­cher Menschen, wie die Gestalt des faschis­tischen Podestà (so wurden zwi­schen 1926 und 1945 die Bürgermeister Italiens genannt), den Pfarrer und die Haushälterin.
Seinen Beruf als Arzt übte Carlo Levi nur in Aliano aus. Dort verband er Wun­den, verteilte Chinin gegen Malaria und lehrte den Menschen Hygiene.
Szene der Sonnenfinsternis ()

Lukanien, das heute Basilikata heißt und zwischen Kampanien, Kalabrien und Apulien liegt, ist zwar noch immer von Armut geprägt, doch es ver­sucht sich inzwischen besser darzustellen und zieht sogar zunehmend Besucher an. Denn die abweisende, schroffe Landschaft kann auch als wildromantisch gesehen werden und der eher verschlossene Menschen­schlag wird von den Besuchern gerne als authentisch gesehen. Malaria gibt es nicht mehr und nach dem abflauenden Toskana-Boom setzt man nun auch in Süditalien auf die Touristen.

Während die Einwohner Alianos anfangs von Levis Be­schrei­bung nicht be­gei­stert waren, ist das Buch heute in Aliano zur Schullektüre avanciert und der Ort lockt mit seinem neu erwor­benen Rang als Parco Letterario, es gibt ein Museum, ein Amphitheater.
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Christus kam nur bis Eboli
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