Literatur/ Presse

Fruttero & Lucentini
 
Hinter den beiden Nachnamen Fruttero & Lucentini verbergen sich die beiden italienischen Schriftsteller Carlo Fruttero (1926-2012) und Franco Lucentini (1920– 2002). Die Karrieren der beiden waren eng ver­bun­den. Weil sie den gleichen literarischen Ge­schmack hatten, gründeten sie in den 1950er Jahren „la ditta“ (die Firma) und traten fortan als sehr erfolgreiches Autorenduo auf. Sie schrie­ben schwer­punkt­mä­ßig humorvolle, ironische Kriminalromane, die aber meistens auch hin­ter­grün­dige Ge­sell­schafts­kri­tik enthielten. Von 1961-1986 leiteten sie gemeinsam das Science-Fiction-Magazin Urania, das bei Monda­dori in Mailand erscheint. Ihre Romane fanden regelmäßig ihren Platz in den Best­sellerlisten.

Ihr erstes gemeinsames Werk "Die Sonntagsfrau", das 1972 erschien, ver­schaff­te dem Autorenpaar sofort großen Ruhm. Der Roman wurde 1975 sogar mit Marcello Mastroianni verfilmt. Es folgten zahlreiche Werke, die auch weltweite Beachtung fanden. Fruttero und Lucentini schilderten mit viel Ironie die Ge­sell­schaft ihre italienische Heimat. Immer wieder beschrieben die Autoren in ihren Büchern die Gesellschaft Turins. Ihre Kriminalromane sind immer durch bissige Ironie und eine intelligente Auflösung der Fälle geprägt.


Das Geheimnis der Pineta
Der Liebhaber ohne festen Wohnsitz
Ein Hoch auf die Dummheit

Werke (eine Auswahl)
1972: La donna della domenica“ (Die Sonn­tags­frau). Ein obskurer Mord­fall in der ganz besonders versnobten feinen Ge­sell­schaft von Turin. Ein zurecht erfolgloser Architekt wird mit einer Waffe er­schlagen, die so unaussprechlich ist, dass die Polizei sogar ge­heim­hält, worum es sich handelt.
1981: A che punto è la notte“ (Wie weit ist die Nacht). Die Freitags­an­dachten des sozial engagierten Priesters Don Pezza sind beim Volk und der vornehmen Turiner Gesellschaft gleichermaßen be­liebt. Als er bei einer seiner Predigten die apokalyptische Frage stellt: "Wie weit ist die Nacht?", explodiert die Kerze in seiner Hand und tötet ihn.
1983: Il palio delle contrade morte“ (Der Palio der toten Reiter). Ein Mailänder Ehepaar erlebt in Siena, dem Schauplatz des be­rühm­ten Pfer­dewettrennens Palio di Siena merk­wür­di­ge Dinge. Es er­fährt von den „toten" contrade (Stadtvierteln), die ihre Pferde und Reiter auf den Platz schicken, von Korruption und Beste­chung, die ebenso wie der Zufall den Sieg entscheiden.
1986: „L'amante senza fissa dimora" (Der Lieb­ha­ber ohne festen Wohn­sitz). Eine bittersüße Liebesgeschichte zwischen dem charmanten, polyglotten Reiseleiter Mr. Silvera und der römischen Prin­cipessa, die im Auftrag eines Auktionshauses eine venezianische Gemäl­de­samm­lung begutachtet. Doch was weiß der geheimnis­volle Mann über den raffinierten Kunstschmuggel, dem die Aristokratin mit seiner Hilfe auf die Spur zu kommen versucht?
1989: „La verità sul caso D." (Die Wahrheit über den Fall D.). In diesem Roman wagten sich die beiden Autoren an ein Romanfragment von Charles Dickens.
1987: „Il colore del destino" (Die Farbe des Schick­sals)
1985: „La prevalenza del cretino" (Ein Hoch auf die Dummheit). Eine witzige, kluge und sti­lis­tisch brillante Zeitgeistreise durch das heutige Italien.
1991: „Enigma in luogo di mareas" (Geheimnis der Pineta). In diesem Roman wird mit hin­ter­grün­di­gem Hu­mor die absurde Welt der Feriendomizile der reichen Italiener beschrieben.
1994: „Breve storia della vacanza" (Kleines Ferienbrevier)
1995:

„Il significato dell'esistenza" (Der rätselhafte Sinn des Lebens: ein philosophischer Ro­man). In diesem Roman begeben sich die bei­den Autoren auf eine literarische Reise. Sie besteigen den Orient­express auf der Suche nach dem „rätselhaften Sinn des Lebens". Durchführen wollen sie ihre Recherchen passenderweise an den Stätten des klassischen Griechenlands: Mykene, Athen, Delphi. Schon im Kurswagen des Orientexpresses kommt es dann zu merkwürdigen Begegnungen, die einige Fragen aufwerfen ...

2000: I Nottambuli
2002: I ferri del mestiere"
2002: „Viaggio di nozze al Louvre
2003: „Il cretino in sintesi“. Das letzte Werk des Autorenduos (leider noch nicht auf Deutsch erschienen!). Ihre Trilogie über die Dumm­heit ist der Inbegriff der italienischen hu­mo­ristischen Literatur des 20. Jahrhun­derts.
Die Krimis von Fruttero e Lucentini sind auch eine wohl­tuende Alternative zu den – ach so hochgelobten – Romanen von Donna Leon, denen meines Erachtens das „echte" Gefühl für Italien fehlt.
 
 
Der Palio der toten Reiter
Wie weit ist die Nacht
Der Liebhaber ohne festen Wohnsitz
Die Wahrheit über den Fall D.
Der rätselhafte Sinn des Lebens
Ein Hoch auf die Dummheit