Film/ Medien

Il Divo (2008)


Giulio Andreotti
Im Widerspruch zum gängigen Spruch „Die Macht verschleißt" war einer der bekanntesten Sprüche ves langjährigen Ministerpräsident Italiens Giulio An­dre­otti: „Die Macht ver­schleißt den, der sie nicht hat“.

Il divo“ von Paolo Sorrentino erzählt die Ge­schich­te Italiens vom Ende der Ersten Republik bis zum Beginn des Mafia-Prozesses gegen den ehe­ma­li­gen Mi­nis­ter­prä­sidenten Giulio Andreotti. Der mittlerweile 90 Jahre alte Christ­de­mo­krat wurde seit 1946 insgesamt sieben Mal ins italienische Par­la­ment ge­wählt, war an 33 Re­gierungen beteiligt und insgesamt 21 Mal Minister und sieben Mal Minis­ter­prä­si­dent. 1992 wurde er zum Senator auf Le­bens­zeit er­nannt.

Der Film ist ein Bericht bei dem Andreotti der Haupt­darsteller ist, und um ihm herum bewegen sich seine Frau Livia, die Sekretärin Enea und die zahl­rei­chen Toten aus diesen Jahren (Moro, Dalla Chiesa, Ambrosoli, Falcone, Sindona). Im Mit­tel­punkt steht Andreotti, Symbol der absoluten Macht, der sich auch in den dunkelsten Labyrinthen der Macht wie ein Fisch im Wasser bewegt.


Andreotti
Andreotti
Il Divo [DVD] Giulio Andreotti. Aufstieg und Fall eines Mächtigen Loro [DVD]

Andreotti gilt als prominentestes Symbol der Ver­stri­ckung der italienischen Nach­kriegspolitik und besonders der Democrazia Cristiana mit dem orga­ni­sierten Ver­brechen. Es wurde be­haup­tet, dass Andreotti in seiner Zeit als füh­ren­der ita­lie­ni­scher Politiker Kontakte zur Mafia hatte. So soll er sich 1980 mit dem Ma­fia­boss Stefano Bon­tade getroffen haben, um gegen die Er­mor­dung sei­nes Par­tei­freun­des Pier­san­ti Mat­ta­rel­la zu pro­tes­tie­ren; 1987 soll ein Treffen mit Salvatore Riina, dem damals mächtigsten sizilianischen Mafiaboss, stattgefunden haben.
Ab dem Jahr 1993 gab es Prozesse wegen Andreottis mutmaßlichen Ma­fia­be­gün­sti­gungen. Der erste Pro­zess wegen der 1979 erfolgten Ermor­dung des Journalisten Mino Pecorelli endete im September 1999 mit einem Freispruch. In zweiter Instanz wurde Andreotti im November 2002 in Perugia zu 24 Jah­ren Haft verurteilt, ein Urteil, das aber im Mai 2003 in der Berufungsver­hand­lung aufgehoben wurde.
Im selben Jahr wurde Andreotti aufgrund zwischen­zeit­lich einge­tre­te­ner Ver­jäh­rung der Tat vom Vorwurf der Verbindung zur Mafia freige­spro­chen.
Im Urteil des Berufungsgerichts vom 15. Oktober 2004 wurde später fest­ge­stellt, dass es keinen Be­weis für ein Treffen Andreottis mit Salvatore Riina gebe. Die entsprechenden Aussagen des Kronzeugen Di Maggio seien „konfus und wi­der­sprüchlich" gewesen.
Trailer von „Il Divo"
Zum Film
Italien nennt ihn Giulio, den Star, den Buckligen, den Fuchs, den schwarzen Papst, die Ewigkeit, den Mann im Dunkeln, den Beel­zebub. Ruhig, listig und undurch­schau­bar ist Andreotti ein Sy­no­nym für die Macht Italiens in den letzen vier Dekaden. Für seinen Erfolg gibt es ein Rezept: Verschwiegenheit. Und sein privates Ar­chiv über die Achillesfersen der an­de­ren. Jahre würde es dauern, bis er alle Geheimnisse ausgeplaudert hätte, die er kennt.“    (Quelle: Delphi Filmverleih)
"Der Film begreift sich nicht als Dokumentarfilm, sondern steht sozusagen im Dienst einer symbolischen Wahrheit, der Abrechnung mit einem politischen System. Anders als die Berlusconi-Satire "Der Italiener", die so sehr von Nan­ni Morettis Verachtung geprägt war, dass ein schlechter Film dabei he­raus­kam, hat sich Paolo Sorrentino seinen Blick nicht trüben lassen: Man spürt seine Faszination für Andreottis Intelligenz und Gerissenheit - und die Tra­gö­die dieses Mannes ohne ethische Prinzipien."  (Quelle: WELT ONLINE)
Andreotti war ganz und gar nicht begeistert von die­sem Film. Insbesondere die Traumse­quenz, wo der Film-Andreotti zugibt, dass Böses zu tun manch­mal not­wendig sei, um Gutes zu erreichen, regte ihn sehr auf: Der Film sei eine „mas­cal­zo­na­ta“ (Schur­ke­rei), die versuche, die Realität zu verdrehen, wet­terte er.
Drei Wochen nach dieser Aussage relativierte An­dre­otti diese Aussage, indem er zu­gab, in der Hitze des Augenblicks übertrieben zu haben. Es „war eine der we­ni­gen Momente, wo ich mich gehen ließ“, gab der Senator zu.
 
 
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