Landschaften/ Orte

Badenixen der 1950er


Es ist eine Erinnerung, die gar nicht meine eigene sein könnte. Denn ich war damals noch ein klei­nes Kind, an der weiblichen Schön­heit ganz und gar nicht in­te­ressiert. Und doch, wenn ich diese alten, von meines Vaters Rol­lei­flex her­vor­ge­brach­ten Fotos an­schaue, dann erscheint vor meinen Augen ein Italien, das ich meine, selbst er­lebt zu haben. Es sind die felsigen Mee­re­sküsten rund um Ge­nua, die Pinien und das fast sichtbare Rauschen der gekräuselten Wasser­ober­flä­che, die dies bewirken.
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Kaum zu glauben, welchen rasanten Fortschritt die Entkleidung der badenden Frauen im vergangenen Jahrhundert gemacht hat. Noch anfang des 20. Jahr­hunderts verhüllten Badeanzüge noch mehr als sie freigaben. Und so genann­te Badekarren als Umkleidekabinen boten den Frauen dazu noch die Möglich­keit, unge­sehen im offenen Meer zu baden.
Zu dieser Zeit galt es noch als un­schick­lich und anstößig, wenn eine Dame in Sichtweite von Männern badete.
Badenixen der 1950er Jahre
 
Der Bikini, dessen Name von den gleichnamigen Südseeinseln stammt, wurde zwar bereits 1946 von Louis Réard erfunden und patentiert, auf den italie­ni­schen Stränden setzte es sich aber erst in den 1960er-Jahren durch.
Die Zweiteiler, die man bis dahin auf den Stränden bewundern konnte, waren in Schnitt und Form weit von dem entfernt, was später als Bikini Auf­merk­sam­keit verursachen würde.
In den sittsamen 1950er Jahren stand noch der Badeanzug hoch im Kurs. Aber bereits enganliegend mit Sex-Appeal versehen.
Bis 1962, als Ursula Andress im James-Bond-Film „Dr. No“ zum Inbegriff der Bikini-Schönheit wurde, blieb es züchtig auf den italienischen Stränden.
Kaum vorstellbar, dass 1964 das erste Oben-ohne-Modell, das so genannte Monokini, vom ös­ter­rei­chi­schen Modedesigner Rudi Gernreich entworfen werden würde. Die Oben-Ohne-Kultur war undenkbar. Im Gegensatz zu Frankreich setzte sich später diese Mode in Italien auch nie wirk­lich durch.
Eine Schönheit, auf dem Bild, die den welt­be­kann­ten, kurvenreichen ita­lie­nischen „maggiorate“ wie Sophia Loren und Gina Lollobrigida in Nichts nach­steht. Heute – sic transit gloria mundi – vermutlich eine wür­dige bereits über achzig Jahre alte „signora„.
Wieviele schöne Frauen wurden an dem mehr als 300 Kilometer langen Küs­ten-Landstrich zwischen Ventimiglia und den Cinque Terre, der ligurischen Riviera, bewundert, fotografiert, verführt? Wie viele solcher Bilder gibt es in hunderttausenden Foto­alben, zigtausenden Illustrierten? Ein Gesamt­kunst­werk!
Eine Frau steht auf einem Felsen am Meer. Attraktiv ist sie. Dunkelhaarig, in einteiligem Badeanzug ünd züchtigen Shorts angezogen. Sie strahlt Jugend und Selbstvertrauen aus. Sie könnte – in heutiger Spra­che – ein „Model" sein. Unerrreichbar! Aber nein: Mit den bescheidenen fünfziger Jahren des ver­gan­genen Jahr­hun­derts assoziiere ich ein anderes Bild der Frau, spontan, offen­her­zig, zugänglich, ganz Liebe und Familie. Oder sind das nur Reminiszenzen der naiven Gedanken eines Jungen in der Pubertät?

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Fortschritt 2000
Nirgendwo mehr als auf dem Strand kann man über die Geschwindigkeit, mit der sich die Sitten verändern, ins Grübeln kommen. In einer exhibitio­nis­ti­schen Zeit wie der unseren mussten auch die letzten Tabus fallen. Aber wird damit nicht der Erotik ein wenig das Spiel der Fantasie genommen?
 
 
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