Girolamo Maria Francesco Matteo Savonarola (1452 - 1498) war ein italienischer Dominikaner und Bußprediger. 1497 wurde er von Papst Alexander VI. exkommuniziert und im Jahr darauf als „Häretiker, Schismatiker und Verächter des Hl. Stuhles" zum Tode verurteilt. Seine Werke wurden 1559 in das „Verzeichnis der verbotenen Bücher“ eingetragen. 1998 wurde der Prozess seiner Seligsprechung von Papst Johannes Paul II. initiiert.
Girolamo („Hyeronimus“) Savonarola wurde in Ferrara als Sohn des zutiefst religiösen Geschäftsmannes Niccolò Savonarola geboren. Mit 23 Jahren brach er sein
Medizin- und Philosophiestudium ab, um in das Dominikanerkloster
von Bologna einzutreten.
Im Abschiedsbrief an seine Familie nannte er die Gründe
für seinen Eintritt ins Kloster: „Die unermessliche Schwäche der Menschen, die Vergewaltigungen, die Ehebrüche, die Räubereien, der Hochmut, der Götzendienst und die
Gotteslästerung und die Gewalt einer Gesellschaft, die jede Fähigkeit zum Guten verloren hat.“ Er wolle indessen „nicht wie ein Tier unter Schweinen, sondern als vernünftiger Mensch leben".
In den folgenden Jahren zog er als Bußprediger durch das Land und fesselte
seine Zuhörer mit flammenden Reden, in denen er ihnen das
göttliche Strafgericht für ihre Laster androhte.
Savonarola:
Profet
der Diktatur Gottes
Von Savonarola bis Robespierre
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Nach längeren
Aufenthalten in verschiedenen Klöstern seines Ordens wurde
der inzwischen sehr bekannte Mönch 1485 auf Initiative
des Philosophen Pico della Mirandola und des Stadtherrs von Florenz Lorenzo de Medici ans Kloster
San Marco in Florenz berufen, möglicherweise damit er dort besser zu beobachten und zu kontrollieren sei. Savonarola fuhr dennoch fort, die Lasterhaftigkeit
der herrschenden Schicht und der kirchlichen Würdenträger
anzuprangern. Er warf Lorenzo, dem „Prächtigen“, unter anderm vor, dass er die Gemeinschaftskasse geplündert
habe. So war er letztlich zu einem nicht unerheblichen Teil für die Vertreibung der Medici 1494 aus Florenz verantwortlich. Schon am Sterbebett von Lorenzo verlangte er 1492, dass dieser auf alle Herrschaftsansprüche seiner Familie verzichten solle.
Savonarola betrat in einem schwierigen Moment die Bühne der italienischen Geschichte. Der junge
Herrscher des Stadtstaates Florenz, Piero de Medici, der älteste Sohn Lorenzos des Prächtigen, wurde 1494
von den Bürgern von Florenz aus der Stadt verjagt, weil er seine
politische Unfähigkeit unter Beweis gestellt hatte. Er
hatte in den Verhandlungen mit dem französischen
König Karl VIII., der Italien erobert
hatte, nichts für Florenz erreicht. Das war die Chance für Savonarola, der in intensiven Gesprächen
mit dem jungen König erreichte, dass dieser Florenz
verschonte. Im Gegenzug verbündete sich die Stadt mit Frankreich. Weil aber Karl VIII. ein erbitterter Feind des Papstes Alexander VI. war, sollte diese Allianz zu Savonarolas Verhängnis werden. Karls Italien-Feldzug geriet letztlich zum Fiasko. Er musste bald wieder Italien verlassen und auch Neapel ging bald wieder verloren.
Die Bürger von Florenz vertrauten
Savonarola, weil er in seinen dramatischen Predigten den Gang
der Geschichte vorhergesagt hatte. Er prophezeite, dass ein „neuer Kyros“
in Italien einfallen würde und - es kam Karl VIII., der das Königreich
Neapel für sich beanspruchte. Savonarola prophezeite auch den Tod des Papstes Innozenz VIII. im
Jahr 1494.
Savonarola schlug die Einführung
einer neuen Verfassung nach venezianischem Vorbild vor:
Anstelle einer einzigen Familie oder den wenigen reichen Grundbesitzern
sollten Handwerker, Kaufleute und andere
Mittelständler die Geschicke der Stadt mitbestimmen.
Savonarola
Savonarola erließ zunächst eine Amnestie, denn Versöhnung stand für ihn am Anfang eines wirklichen christlichen Lebens.
Daraufhin folgte der Verbot für Kaufleute, Wucherzinsen zu erheben
und es wurden Almosen gesammelt, um den Armen zu helfen. Savonarola
wollte damit eine moralische
Erneuerung auf christlicher Grundlage erreichen. Alexander VI., der Borgia-Papst, war wegen
seines zweifelhaften Lebenswandels eine besondere Zielscheibe.
1495 untersagte Papst
Alexander VI.Savonarola, weiterhin zu predigen. Für
kurze Zeit hielt sich dieser auch
daran, prangerte aber bald wieder die Missstände in
der Kirche an. Anfang Februar 1497 ließ
Savonarola große Scharen von Kindern durch Florenz
ziehen, die im Namen Christi alles beschlagnahmten, was als
Symbol
für die Verkommenheit der Menschen gedeutet werden konnte:
heidnische Schriften, pornographische Bilder, „Luxusgegenstände"
wie Gemälde, Schmuck, Kosmetika, Spiegel, weltliche Musikinstrumente
und -noten, Spielkarten, aufwendige Möbel oder teure Kleidungsstücke.
Am 7. Februar 1497, dem Karnevalsdienstag, wurden all diese
Gegenstände auf einem riesigen Scheiterhaufen auf der Piazza
della Signoria verbrannt. Unersetzliche Kunstwerke und
Kulturgüter gingen dabei unwiederbringlich verloren. Sogar
der Maler Sandro Botticelli warf einige seiner Bilder selbst
in die Flammen.
Am 12. Mai 1497
wurde Savonarola schließlich vom Papst exkommuniziert. Dadurch sank seine Popularität schlagartig und er verlor auch die Unterstützung der Franziskaner. Die Bevölkerung von Florenz, aufgestachelt von den Franziskanern, wandte sich nun endgültig gegen ihn. Vom König von Frankreich konnte er sowieso keine Unterstützung mehr erwarten. Als der Papst die Signoria, die Herrschaft der
Stadt, unter Androhung des Interdikts für die ganze
florentinische Republik aufforderte, Savonarola gefangen
zu nehmen, wurde dieser von der aufgebrachten
Menge aus dem Kloster geschleppt.
Er wurde eingekerkert
und durch Folter zunächst zu Geständnissen gezwungen, die er
aber später widerrief. Er wurde schließlich zum Tode verurteilt und als Ketzer zusammen mit zwei Freunden erhängt. Sein Leichnam wurde verbrannt.