Persönlichkeiten

Ugo Tognazzi

Es ist schade: dass der in Italien sehr beliebte Schauspieler, Regisseur, Schriftsteller und Komödiant Ugo Tognazzi (geb. am 23. März 1922 in Cre­mona, Lombardei, gest. im 27. Oktober 1990 in Rom) in Deutschland so wenig bekannt ist, dass so wenige seiner Filme hier gezeigt wurden. Kaum einer kennt hierzulande mehr als „Das große Fressen“, „Ein Käfig voller Nar­ren“ und dessen Folgefilme. Dabei war Tognazzi neben Vittorio Gassmann, Alberto Sordi, Aldo Fabrizi und Totò einer der großen Komö­dian­ten des italienischen Theaters und des europäischen Kinos.
Ein Käfig voller NarrenIn jungen Jahren arbeitete Tognazzi einige Zeit als Buchhalter in einer Wurst­fabrik und war nebenbei Amateurschauspieler, Das große Fressenals welcher er 1944 einen Wett­bewerb gewann, das ihm die Türen des Varieté öffnete. Hier gelangte er zu einer gewissen Bekanntheit im gemeinsamen Auftritt mit dem Komiker Raimondo Vianello, mit dem er in den 1950er Jahren die sehr erfolgreiche Fern­seh­sendung „Uno, due, tre“ moderierte.
Im Kino debütierte er 1950 im Film von Mario MattoliI cadetti di Guascogna“ Seit dem war er ein Liebling des italienischen Publikums.
Il federlaeIn den folgenden Jahren drehte er zahllose recht seichte Unter­hal­tungs­filme. Erst in den 1960ern konnte sich Tognazzi als versierter Haupt­dar­steller profilieren. 1961 kam der große Durchbruch, als er zusammen mit Alain Delon, Gino Cervi und Paolo Stoppa in René Clements Film „Che gioia vivere“ („Halt mal die Bombe, Lieb­ling“) (1960) die Rolle eines kleinen Anarchisten spielte. Der Film erhielt eine Nominierung für die Goldene Palme am Festival von Cannes.
Zwei in einem StiefelWeitere Erfolge wurden ihm 1961 beschert, als er beim Film „Il mantenu­to“ („Der ungewöhnliche Zuhälter“) die Regie führte und die Rolle des Fa­schisten Arcovazzi in der Faschismus-Parodie „Il federale“ („Zwei in einem Stiefel“) von Luciano Salce spielte.
War Tognazzi bislang nur in volkstümlichen Filmen und Rollen zu sehen, so änderte sich das jetzt entscheidend. In typisch italienischen Ehedramen sa­tirisch-ernster oder komischer Natur zeigte er sich allen Stimmungen ge­wach­sen. Häufig entlarvte er mit seinen Darstellungen den italienischen Machismo. Bald arbeitete er auch in Frankreich und erweiterte seine Bandbreite auf Politthriller.
Ugo Tognazzi und Vittorio Gassmann in „Die neuen Monster
1963 begann die lebenslange Freundschaft mit Regisseur Marco Ferreri, bei dem Tognazzi einige seiner besten Rollen spielte. Im Gegensatz zum selbst­zufriedenen Kleinbürger, wie ihn der Komiker Alberto Sordi verkörperte, prägte Tognazzi unter Ferreri vielerlei groteske Charaktere, so in „Die Bie­nen­kö­ni­gin" mit Annie Girardot (1963), „Controsesso" (1964), „La donna scim­mia" (1963), „Marcia nuziale" (1965), „Break Up" (1965), „Die Audienz" (1971) und „Berühre nicht die weiße Frau" (1973).
„Ein irres Klassentreffen" (Bahnhof-Szene)
Tognazzis außerhalb Italiens bekannteste Rolle ist die in „La grande Bouffe“ („Das große Fressen" / 1973), in dem er zusammen mit Marcello Mastro­ian­ni, Michel Piccoli, Philippe Noiret und Andréa Ferréol spielte. Großen Erfolg hatte er in Italien auch als Käsefabrikant in Bernardo Bertoluccis Tragedia di un uomo ridicolo“ („Tragödie eines lä­cher­lichen Mannes" / 1981) und inter­na­tio­nal als Transvestit in den drei Klamotten „Ein Käfig voller Narren" (1978, 1980 und 1985).
Sehr erfolgreich war in Italien auch der Film von Mario MonicelliAmici miei" („Ein irres Klas­sen­treffen“) von 1975, der von fünf Männern in ihrer Mid­life-crisis handelt, die einen riesen Spaß daran haben, fremden Menschen allerlei Streiche zu spielen. Eine witzige, teils skurrile und manchmal melan­cho­lisch-ele­gische Komödie mit Pa­ra­derollen für die beteiligten Erz­ko­mö­dianten.
„Das große Fressen" (Trailer)

Weitere Filme mit Ugo Tognazzi : „Femmine di lusso“ („Luxusweibchen" / 1960), „Sua eccellenza si fermò a mangiare“ ( „Seine Exzellenz bleibt zum Essen" / 1961), „I tromboni di fra' Diavolo“ („Fallen für Fra Diavolo" / 1962), „Barbarella“ (1967), „Cuori solitari“ („Einsame Herzen" / 1969), „La Bambo­lona“ („Die große Puppe“) und „La Califfa“ (beide 1970), „Telefoni bianchi“ (1976), „Il gatto“ („Der Kater lässt das Mausen nicht“), „Casotto“ („Strand­ge­flüster“), beide 1977, „La terrazza“ („Die Terrasse“) und „Sunday lovers“ („Vier Asse hauen auf die Pauke“), beide 1980.

Tognazzi, der mit der Schauspielerin Franca Bettoja verheiratet war, genoss in Italien auch eine hohe Reputation als Gourmet und Koch. Klassisch sein Re­zept für „Maial tonné“.
 
 
La califfa
La califfa
(Ugo Tognazzi, RomySchneider)
Amici miei
Amici miei []
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