Persönlichkeiten

Fausto Coppi

Keiner, im Italien der frühen Nach­kriegszeit, der sich nicht bekennen und nicht Partei er­grei­fen musste - für einen der beiden"Champions“. Die Entscheidung zwischen den Rad­sport­le­genden und großen Rivalen Gino Bartali und Fau­sto Coppi war ein „sportliches" Muss. Ganz Italien teilte sich in die Lager der „Bar­ta­listen" und der „Coppisten“.
Fausto Coppi (1919 - 1960), der in Italien „il Campionissimo“ genannt wurde, war einer der er­folg­reichsten und populärsten Radfahrer aller Zei­ten. Er ge­wann zweimal die Tour de France (1949 und 1952) und fünfmal den Giro d'Ita­lia (1940, 1947, 1949, 1952 und 1953), zweimal, 1949 und 1952, gewann Coppi als erster Rennfahrer das be­gehrte „Double“, also nacheinander die Ge­samt­wer­tung von Giro d'Italia und Tour de France. Er wurde vier­mal ita­lie­nischer Meis­ter, einmal (1953) Straßen-Weltmeister, gewann dreimal die Mailand-San Remo und je einmal Paris-Roubaix und den Flèche Wallonne.
Wandmalerei in Castellania:
Fausto Coppi mit seinem Bruder Serse

Coppi und Bartali
Bartali  und Coppi1949, in einem Team mit dem Vor­jah­res­sie­ger Gi­no Bar­ta­li, den er we­ni­ge Wo­chen zu­vor beim Gi­ro ver­nich­tend ge­schla­gen hat­te, fuhr er über­le­gen sei­nen ers­ten Tour- Sieg ein. 1952 ließ er ei­nen wei­te­ren Triumph in Frank­reich fol­gen, dies­mal dis­tan­zier­te er den Zwei­ten, Stan Ockers aus Bel­gien, um fast 29 Mi­nu­ten! So über­le­gen war Coppi, dass die Veranstalter der Tour kur­zer­hand das Preis­geld für den Zwei­ten im Ge­samt­klas­se­ment ver­dop­peln - Faus­to war einfach kon­kurrenzlos.
1953 wurde er von den Verant­wort­lichen der Tour de France bewusst nicht eingeladen, da befürchtet wur­de, dass durch die Dominanz Coppis das öf­fen­tliche Interesse an der Tour nach­lassen würde und damit verbunden ein wirtschaftlicher Schaden für die Veranstalter eintreten könnte.

Coppi
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Fausto Coppi: Zwei Jahr­zehn­te in­ter­na­tio­na­ler Rad­rennsport Spinning ist was für Fri­seu­re: Das neue Buch der Rad­sport­zitate Lexikon Radsport

Die „Weiße Dame"
In den 1950ern ging es für ihn bergab. Er musster sowohl zahlreiche schwere Stürze erleiden als auch im Jahr 1951 den Tod seines Bruders Serse, der bei der Piemont-Rundfahrt ums Leben kam. Danach wurde Coppi eine Frau bei­na­he zum Verhängnis. Das prüde, katholische Italien der 1950er Jahre war völ­lig schockiert, als es von Faustos Lie­bes­af­fä­re mit Giulia Occhini erfuhr, die als „Weiße Dame“ bekannt wurde, weil sie stets in Weiß ge­klei­det war. Sie war die Liebe seines Lebens, ihret­we­gen verließ er seine Frau, sie ihren Mann. Coppi trennte sich einvernehmlich von seiner Frau im Jahr 1954, während Enrico Locatelli, Giulas Ehemann, sie wegen Ehebruch an­zeig­te. Der Papst weigerte sich 1953, das Fahrerfeld vor dem Start des Giro d'Italia zu segnen. Bei diesem Giro siegte Coppi zum letzten Mal.
Mysteriöser Tod des Campionissimo
Fausto Coppi1959 wurde Fausto Cop­pi ge­mein­sam mit ei­ni­gen an­de­ren be­rühm­ten Rad­pro­fis wie Ra­phaël Gé­mi­nia­ni und Ja­cques An­que­til zu ei­nem Ren­nen nach Ober­vol­ta (dem heu­ti­gen Bur­ki­na Fa­so) ein­ge­la­den. Als der in­zwi­schen vier­zig Jah­re al­te Cop­pi aus Afri­ka nach Ita­lien zu­rück­kehr­te, war er schwer krank. Sein Zustand ver­schlech­terte sich sehr schnell und so brachte man ihn in ein Kran­kenhaus in Tortona. Die Ärzte stellten eine falsche Diagnose, unter an­de­rem vermutete man eine Bron­chit­is. Doch Ra­pha­ël Gé­mi­nia­ni, der ebenfalls in Obervolta dabei ge­wesen war, zeigte die gleichen Symp­tome wie Coppi. Obwohl Faustos Bruder aus Frank­reich die Ärzte der Klinik in Tortona anrief, um ihnen die Diagnose „Malaria" mit­zu­tei­len, achteten diese nicht darauf. Wenige Stunden später war Coppi tot.
Fausto Coppi

Ganz Italien trauerte um ihr Radsportidol. Rund 50.000 Menschen nahmen am Begräbnis der „Rad­legende" Coppi teil, und das, obwohl Italien nach wie vor ein ge­spal­tenes Verhältnis zum „cam­pionissimo“ hatte.
Das Wohnhaus Coppis macht noch heute den Eind­ruck, als käme Fausto je­den Moment zur Tür hinein. Der ge­mein­same Sohn, den er mit der „Weißen Dame" hatte, führt deren ehemaliges Domizil wie ein Museum. Die Legende Coppi lebt weiter.
 
 
Die legendären Anstiege des Giro d'Italia
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