Wissenswertes

Italienisches Design

Italienisches Design steht weltweit für Eleganz, Ästhetik und handwerkliche Raffinesse. Geprägt von einer reichen kulturellen Geschichte kombiniert es traditionelles Kunsthandwerk mit innovativem Denken. Das Design umfasst verschiedene Bereiche wie Möbel, Mode, Architektur und Industrieprodukte. Berühmte Designer und Marken wie Gio Ponti, Ferrari, Versace und Armani haben das italienische Design international geprägt. Mailand und Florenz fungieren als bedeutende Designzentren, wobei Veranstaltungen wie der Salone del Mobile in Mailand weltweit führende Plattformen für neue Designtrends sind. Italienisches Design vereint Funktionalität und Schönheit, wodurch es zu einem anerkannten Symbol für Stil und Qualität wird.

Italiens großer Stolz - die Modeindustrie

Am stärksten ist das italienische Design auf der globalen Weltbühne durch Italiens Modedesigner bekannt. Gianni Versace (1946-1997) brachte die ganze Farbenvielfalt Kalabriens auf die Laufstege dieser Welt. Knallige Farben, ausgefallene Ornamente und ein exzentrischer Stil katapultierten Versace in die Stellung eines der einflussreichsten Modedesigner der Welt - bis er, ebenfalls unter globaler Beachtung und Anteilnahme, einem Attentat zum Opfer fiel.

Versace-Kleid mit typischen geometrischen Mustern und starken Farben (1)


Weitaus dezenter ging es im Hause Prada zu. Das altehrwürdige Modehaus wurde von Mario Prada (gestorben 1958) gegründet, von seiner Enkelin Miuccia später weitergeführt. Seither hat sich aber viel getan: War Mario Pradas Stil noch altehrwürdig und eher bieder, leitete Miuccia den Wandel hin zu einem der führenden modernen Modekonzerne ein.

Prada-Schuhe in einer Boutique in Mailand


Einen unverkennbaren Fußabdruck hinterließ zudem Valentino Garavani (1932), der mit seinem gleichnamigen Modeunternehmen seiner Zeit die größten der Stars der Welt einkleidete - ob Lady Diana, Audrey Hepburn oder Elizabeth Taylor. Sein Fokus lag auf schlichten Designs, in denen Farben wie Schwarz, Rot oder Weiß dominierten - aber selten zusammen. Die Haute Couture Kollektionen waren für den Ottonormalbürger zwar unerschwinglich, aber auf den roten Teppichen und Laufstegen dieser Welt immer ein Hingucker.

Schwarze Kleider von Valentino in der Ausstellung "Valentino a Roma" (2)


Während viele italienische Traditionshäuser mitunter schon mehr als ein Jahrhundert auf dem Rücken haben, zeigten Domenico Dolce (1958) und Stefano Gabbana (1962) im Jahr 1985, dass der italienische Wille zu extravaganter Schönheit ungebrochen ist. Die daraus entstandene Marke Dolce & Gabbana war für die Zurückhaltung, die ein Garavani oder Armani übten, nie bekannt - und kerbte sich so selbst eine Nische zwischen Luxus und Streetwear-Einflüssen.

Dolce & Gabbana Boutique in Hong Kong


Italienische Möbel - stilvolle Botschafter der Grande Bellezza
Eine ebenso große Rolle in der Welt des Designs spielen architektonische Entwürfe und Möbel.

Giovanni (Gio) Ponti (1891-1979) war einer der großen italienischen Möbeldesigner und Architekten. Bekanntheit als Architekt genoss er hauptsächlich für das Pirelli-Hochhaus in Mailand, das er 1958 – zusammen mit Pier Luigi Nervi u. a. – realisierte, das historisch als eines der ersten Hochhäuser galt, die von der klassischen Quaderform abwichen. Ruhm erlang er auch aufgrund seiner modernen Einrichtungsgegenstände im Industrial-Design.

Badkeramik für Ideal Standard 1966 (3)
Mit dem Künstler Paolo De Poli entwarf Ponti Möbel und emaillierte Paneele. 1948 gelang ihm mit der Kaffeemaschine La Cornuta, produziert vom Kaffeemaschinenhersteller La Pavoni, ein Klassiker des italienischen Designs. 

Auch Franco Albini (1905-1977) ist weit über die Landesgrenzen Italiens hinaus bekannt. Er gilt als Vorreiter des Rationalismus, auch zeigen seine Möbelstücke, vom Sessel bis hin zum Tisch und zur Lampe, erste Züge des heutigen Minimalismus.
Sessel "Margherita" 1951 (4)

Im krassen Kontrast dazu stehen die Stücke des Künstlers, Architekten und Designers Alessandro Mendini (1931-2019): Bei dem abstrakte Formen und knallige Farben dominierten. Seine Möbel mögen nie unbedingt praktisch, aber immer kunstvoll gewesen sein - und manchmal reicht es eben doch völlig aus, wenn ein Sessel mehr optisches Highlight als funktionale Sitzgelegenheit ist.

Sessel "Proust" 1978 (5)


Bis heute gestaltet Gaetano Pesce (1939) Produkte, die durch ihre individuelle Fertigung zu einzigartigen Exemplaren werden. Seine Innovationen und Möbel haben stets internationale Aufmerksamkeit erregt, wobei er den Benutzer dazu anregt, mit seinen Produkten zu interagieren. Ein Beispiel hierfür sind die Schaumstoffsitze der "Serie Up" für B&B Italia, die in ihrer Originalversion aufgeblasen wurden, wenn sie aus dem Vakuum befreit wurden.

Stuhl für d B&B Italia im Triennale Design Museum (6)


Schnittige Sportwagen - und ein Faible für knallige Farben

Enzo Ferrari dürfte auch weniger autoaffinen Menschen spätestens seit dem diesjährigen Michael Mann Streifen mit Adam Driver in der Hauptrolle bekannt sein. Für die eigentlichen Designs waren aber andere verantwortlich, die häufig weitaus weniger stark in der Öffentlichkeit standen.


Einer der großen italienischen Fahrzeugdesigner war Nuccio Bertone (1914-1997), der unter anderem für Lamborghini und Fiat tätig war. Charakteristisch für seine Arbeit sind die prägnanten Keilformen und schnittigen Kanten. Dabei hat Bertone nach eigener Aussage überhaupt keine seiner Karosserien selbst gezeichnet - er beschränkte sich eher auf die Inspiration und Entdeckung von Nachwuchsdesignern.

Grand Tourer Coupé Lamborghini Espada Serie I 1969.
Entworfen von Marcello Gandini bei Bertone.


Nicht zu verwechseln ist Bertone mit Flaminio Bertoni (1903-1964), der seine Autos tatsächlich selbst zeichnete - und seine Skulpturen als Bildhauer ebenfalls in Eigenregie schuf. Bertoni hatte ein Faible für den Futurismus und war unter anderem für Citroën tätig. Sein Erstwerk war der 11 CV von 1934, den er in einer einzigen Nacht aus einem Stück Plastilin erschuf.

Citroën von Flaminio Bertoni und André Lefèbvre


Battista „Pinin“ Farina (1893-1966) legte indes den Grundstein für viele der sportlichen, luxuriösen Designs, die heute als selbstverständlich empfunden werden. Mit eigenen Karosserien für Jaguar, Ferrari und Maserati stieß Pininfarina die Bewegung hin zu den schlanken, häufig flachen Sportwagen an. Die Marke Pininfarina gibt es übrigens heute auch noch - sie hat nun aber ihren Sitz in München und wird selbstverständlich nicht mehr vom seither verstorbenen Battista gelenkt.

Pininfarina Maserati Granturismo


Auch bei Gebrauchsobjekten hinterließen große italienische Designer unverkennbare Spuren

Marcello Nizzoli (1987-1969) galt als früher Vertreter des Futurismus und entwarf unter anderem eigene Nähmaschinen und Schreibmaschinen. Der Grafiker wurde mehrfach ausgezeichnet, unter anderem für die "Lettera 22", die als eines der "hundert bestgestalteten Produkte unserer Zeit" gilt - zumindest wenn es nach dem Institute of Technology in Illinois geht.

Olivetti Lettera 22


Alfonso Bialetti (1888-1970) war ein italienischer Erfinder. Seine bekannteste Erfindung war die Moka Express, ein kleiner Espressokocher aus Aluminium, der seit 1933 produziert wird. Der Moka Express wurde zu einem Symbol für italienischen Kaffee und ist in vielen Haushalten in Italien und auf der ganzen Welt zu finden. Inzwischen ist der Design-Klassiker im Museum of Modern Art in New York ausgestellt.

Aus dem Bestand des Museums für Hamburgische Geschichte (7)


Designer und zugleich bekanntester Vertreter der "Anti-Design-Bewegung" war Ettore Sottsass (1917-2007). Er zog seine Inspiration unter anderem aus dem Pop-Art. Er selbst unterstellte jedes seiner Designs einer einfachen Regel: Der repräsentative Besitzcharakter von Objekten darf keine entscheidende Rolle einnehmen - daher waren seine Designs häufig auch ironisch und brachten eine gesunde Prise Humor mit.

Ettore Sottsass' Spiegel "Ultrafragola" (8)


Viele heute selbstverständliche Designs wurden in Italien erdacht

Kunst, Ästhetik, das Kreative und das Schöne: Kein anderes Land wurde historisch und kulturell so dadurch geprägt wie Italien - In der Neuzeit ebenso wie schon in der Renaissance. Wer Italien selbst visuell einmal vom heimischen Sofa oder Sessel aus kennenlernen möchte, der kann das auch ohne viel Geld auszugeben mit 10 italienischen Film-Klassikern.


(1) Wikimedia Ellenm1 (CC0 Creative Commons)
(2) Wikimedia Loquax (CC0 Creative Commons)
(3) Wikimedia Paolo Monti (CC0 Creative Commons)
(4) Wikimedia Italianpassion4 (CC0 Creative Commons)

(5) Wikimedia Sailko (CC0 Creative Commons)

(6) Wikimedia Pava (CC0 Creative Commons)
(7) Wikimedia Medvedev (CC0 Creative Commons)
(8) Wikimedia Manuelarosi (CC0 Creative Commons)

 
 
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