Wir Österreicher in Italien feierten das Osterfest weiterhin nach unseren Traditionen. So suchten wir als Kinder die bunt bemalten versteckten Eier und die Süßigkeiten, die der „Osterhase" versteckt hatte.
Weil aber die italienischen Kinder riesige Schokoladeeier geschenkt bekamen mit darin enthaltenen kleinen „Überraschungen“, blieb es auch unseren Eltern nicht erspart, uns mit dieser überteuerten Art, Schokolade zu vermarkten, zu beschenken. Ebenso gab es dann bald die traditionelle „Colomba“ (Taube), den taubenformigen Osterkuchen aus leichtem Hefeteig, der, ursprünglich aus der Lombardei stammend, sich im Laufe der Zait in ganz Italien durchgesetzt hatte.
Der Legende nach wollte der König der Langobarden Alboin, nachdem er Pavia erobert hatte, die Stadt für ihren Widerstand bestrafen. Einer jungen Frau gelang es aber, mit einem Kuchen, der die Form einer Friedenstaube hatte, das wilde Pfer des Königs zu zähmen. Beeindruckt durch dieses „Wunder" verzichtete Alboin auf seine mörderischen Absichten.
Karwoche
Zu Ostern finden in Italien mehr als dreitausend „lebendige“ Aufführungen der Passion Christi statt. Vom Norden bis in den Süden ist es eine Abfolge von Prozessionen, Volksfesten und Passionsspielen. Ganze Ortschaften gehen während der Settimana Santa (Karwoche) auf die Straße.
In der Nacht des Karfreitags sind die Straßen vom Licht der Fackeln beleuchtet und von menschenüberfüllten Prozessionen durchzogen. Dann ziehen Büßergemeinschaften in Erinnerung an die Passion Christi durch die Ortschaften. Nicht selten gehen die Büßenden barfuß oder in Ketten, um den Weg zur Erlosüng zu erschweren.
Rote Prozession in Piano di Sorrento
Allein in Sorrent und Umgebung finden während der Karwoche mehr als zwanzig Prozessionen statt. Unter ihnen die faszinierenden Prozessionen der Kapuzenträger. Die liturgischen Osterprozessionen sind der Ausdruck des tiefen religiösen Glaubens der Bewohner der Amalfitanischen Küste.
Karfreitagprozession in Amalfi
Auch in Sizilien finden in der Karwoche eindrucksvolle Prozessionen statt. Zu den schönsten gehören die Mysterienprozessionen von Caltanissetta am Gründonnesrtag und vor allem die Karfreitagsprozession von Trapani. Unter den Mysterien sind die Stationen des Leidensweges Christi zu verstehen. Die jeweiligen Ereignisse sind in überlebensgroßen Figurengruppen dargestellt, die während der Prozession durch die Straßen getragen werden. Am Karfreitag wird in Gela ein Passionsspiel im Freien aufgeführt.
Karfreitagsprozession in Vallata (Kampanien)
Abruzzen: In Sulmona findet die Karfreitagsprozession und die „Madonna che corre in piazza“ (die rennende Madonna) statt: Die Apostel Petrus und Johannes – das sind Statuen, die von den Teilnehmern getragen werden – berichten der trauernden Jungfrau Maria (dargestellt von einer in ein schwarzes Gewand gehüllten Statue mit einem weißen Taschentuch in der Hand), von der Auferstehung.
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Italien. Die schönsten Feste.
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Maria erkennt ihren Sohn und läuft ihm freudig über den Platz entgegen, um ihn zu umarmen. Während sie läuft, fällt ihr das schwarze Gewand und das Taschentuch herunter. Dabei wird ihr prächtiges grünes Kleid enthüllt, aus dem Friedenstauben in den Himmel steigen.
Madonna che corre in piazza
Eier-Bräuche
In Cividale, in der Provinz Udine, findet an Ostern und Ostermontag das Eierspiel „Gioco del Truc“ statt. Bei diesem Spiel lässt man Eier in große Sandmulden rollen. Wer das Ei eines anderen trifft, darf weiter machen, wessen Ei getroffen wird, muss sich in der Reihe der Spieler hinten anstellen und 10 Cent „Strafe“ zahlen an den erfolgreicheren Spieler. Der Name Truc ist abgeleitet vom Geräusch, das die Eier machen, wenn sie aneinanderstoßen.
In San Leonardo, einem Teil der Gemeinde Badia, findet in den Tagen vor Ostern die sogenannte "noza da paur" statt, ein Ereignis, das eine Bauernheirat hervorbringt: Die Jungen machen sich auf der Suche nach Mädchen und bitten diese um ein Ei. Diejenigen, die 12 bekommen, werden innerhalb eines Jahres heiraten. Die Mädchen, denen Eier übrig bleiben, müssen diese bis Dienstag nach Ostern begraben, sonst bleiben sie unverheiratet.
Pasquetta
Ostermontag, der Tag, der an die Begegnung der zum Grab gekommenen Frauen mit dem Himmelsboten erinnert, wird „Lunedì dell'Angelo“ (Montag des Engels) genannt. An diesem Tag erklingt die Botschaft der Auferstehung Jesu: „Fürchtet euch nicht! Ich weiß, ihr sucht Jesus, den Gekreuzigten. Er ist nicht hier; denn er ist auferstanden, wie er gesagt hat. Kommt her und seht euch die Stelle an, wo er lag“ (Mt 28, 5–6).
Der Ostermontagspicknick
Im Volksmund wird dieser Tag auch „Pasquetta“ (das kleine Ostern) genannt und er ist traditionell einem Ausflug gewidmet, bei dem man mit der Familie ein großes Picknick veranstaltet.
Der Osternausflug wird mit dem Emmaus Osterspaziergang oder Emmausgang in Verbindung gebracht, dem Gang der beiden Jünger Christi von Jerusalem nach Emmaus, bei dem ihnen der auferstandene Jesus von Nazaret begegnete, den sie jedoch nicht erkannten.