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Weit entfernt von den im Übermaß
bekannten Reisezielen der Toskana steht die Region Garfagnana (Provinz Lucca) völlig im Widerspruch zum gängigen Toskana-Klichée
von silbrig schimmernden Olivenbäumen, Reihen von
dunkelgrünen, schlanken Zypressen, goldenen Kornfeldern
und sanft abfallenden Weinhängen. In der Garfagnana warten zwar auch
sanfte Hügel und mittelalterliche Dörfer auf
die Besucher, aber es sind vornehmlich die unberührte
Wildnis mit tiefen Schluchten und Tälern sowie felsige
und schroffe Gipfel, die die Aufmerksamkeit auf sich ziehen. |
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Es ist eine Region von außergewöhnlicher Schönheit. Sie liegt
zwischen den Apenninen und den Apuanische
Alpen und wird vom Fluss Serchio durchquert. Die Garfagnana bietet eine große Vielfalt an Landschafstypen,
von sanften Hügellandschaften bis hin zu dicht bewaldeten
und nahezu unberührten Berggebieten. |
Es ist ein regenreiches
Gebiet, was dazu führt, dass seine Farbpalette bis in den
späten Sommer von einem leuchtenden Grün charakterisiert
wird. Die Bergrücken sind dicht bewaldet mit Edelkastanien,
Eichen und Pinien. |
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Castelnuovo di Garfagnana
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Einer der schönsten
Orte der Garfagnana ist Isola Santa in der Gemeinde Careggine, ein winziger „borgo“ auf
508 Meter Höhe an der Passstraße von Castelnuovo
di Garfagnana nach Massa. Das Dorf befindet sich
etwa 13 Km von Castelnuovo entfernt im Herzen des
Naturparks „Alpi Apuane„. |
Der alte Ortskern von
Isola Santa liegt am linken Ufer des Wildbachs Túrrite
Secca, dessen Lauf im Jahr 1950 von einem 38 Meter hohen
Damm versperrt wurde, was zur Bildung eines kleinen, sehr malerischen
Sees führte. Die unmittelbare Folge des Dammbaus
war der Verlust einer alten Brücke und der nahe gelegenen
Mosceta-Mühle, die völlig vom Wasser
überflutet wurden. |
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Isola Santa |
In der Folge traten durch
das ständige Auf und Ab des Wasserpegels weitere Nebenwirkungen
auf, die zur Gefährdung des hydrogeologischen Gleichgewichts
führten und den größten Teil der Bevölkerung
zum endgültigen Verlassen des „borgo“
zwangen. Viele der Häuser und das Kirchendach waren längst
eingefallen. |
1975 besetzten die letzten
verbleibenden Einwohner das Becken, als dieses einmal entleert
wurde, um ihren Anspruch auf neue und sichere Behausungen geltend
zu machen. Ihr Kampf war erfolgreich und sie bekamen an anderer
Stelle neue Häuser, was allerdings zur endgültigen
Entvölkerung von Isola Santa führte. Der letzte
Bewohner verließ den Ort im Jahr 2002. |
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Isola Santa |
Die Ursprünge
von Isola Santa lassen sich vermutlich auf seine geografische
Lage und auf ein „hospitale“ (eine Herberge)
zurückführen, das den von der Versilia kommenden
Reisenden - und Salzschmugglern -, die die Apuanischen Alpen
überquerten, um in die Garfagnana zu gelangen
(oder in die entgegengesetzte Richtung gingen),
eine Übernachtungsmöglichkeit bot. Man hat Nachrichten
von diesem „hospitale“ seit dem Jahr 1260,
seine Entstehung ist aber sicher älter. |
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Alpi Apuane Garfagnana |
Sprachführer Italienisch für die Reise. Die wichtigsten Wörter & Sätze für unterwegs. |
ADAC-Karte Toskana |
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Laut einiger Historiker
war das um die Herberge entstandene Dorf Isola Santa in
der Antike ein Festungsdorf. Wenn man sich den Ort ohne den
künstlichen See vorstellt, kann man dies leicht nachvollziehen,
denn die im Tal verlaufende Straße konnte
vom sich höher befindenden Ort leicht beherrscht werden.
Es ist also gut möglich, dass Isola Santa die Rolle
eines Wachpostens in einem engen Durchgangstal ausübte. |
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Isola Santa |
Diese Vermutung wird
von alten Dokumenten bekräftigt, die die Existenz eines
alten, längst abgerissenen Turmes bezeugen. Viel sagend
ist diesbezüglich auch der Name einer Straße
im Ort, „Via della Torre“ (Turmstraße).
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Interessant ist auch, dass dieser Zustand von Abgeschiedenheit
(wenn auch in einer strategisch wichtigen Lage, denn das Dorf
lag an dem einzigen Verbindungsweg) von Isola Santa
und seinen Nachbardörfern Col di Favilla,
Puntato und Capanne di Careggine bis vor
einigen Jahrzehnten unverändert geblieben
ist, als die heutige Provinzstraße von Valdarni
und das Tunnel von Cipollaio gebaut wurden. |
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Wilde Landschaft bei Isola Santa
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Einige Meldungen aus dem
18. Jahrhundert erzählen von dieser kleinen Gemeinde,
deren Wirtschaft sehr einfach war, und deren Verbindungsmöglichkeiten
mit Castelnuovo di Garfagnana, Lucca und der Küste
kaum vorhanden waren. |
Inzwischen wurden zahlreiche
Häuser restauriert und für den „sanften"
Tourismus nutzbar gemacht. Längst ist Isola Santa
Wochenendziel für Fischer und Erholungssuchende. Von Ort
gehen Wanderwege aus, die die wichtigsten und bekanntesten Bergspitzen
erreichen: Die gesamte Berggruppe Pania, Corchia,
Freddone, Sumbra und noch weitere warten auf Ursprünglichkeit
und Einsamkeit suchende Wanderer. |
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Casa del Pescatore
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Im Mai 2010 wurde die „Casa
del Pescatore“ (Fischerhaus) eingeweiht. Das Haus beherbergt
leidenschaftliche Fischer, die einige Zeit in der herrlichen
Natur des Túrrite-Secca-Tals, im Herzen der Apuanischen
Alpen verbringen wollen. Es handelt sich um ein altertümliches
Turmhaus („casa-torre“), das sorgfältig
restauriert wurde. Hier können die Fischer sich ausruhen,
essen oder nur Zuflucht vor schlechtem Wetter finden. |
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In der Nähe des Passo del Vestito
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Isola Santa ist
erreichbar:
Von Lucca über Castelnuovo di Garfagnana
(Km 58)
Von der Versilia-Küste (30 Km von der gleichnamigen
Autobahnausfahrt)
Von Massa über den „Passo del Vestito“
(Km 28) |
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