Landschaften/ Orte

Passeiertal
Nördlich von Meran befindet sich eines der facettenreichsten Täler Südtirols: das Passeier. Auf einer Gesamtlänge von rund 38 Kilometer gibt es ganzjährig hohe Niederschlagsmengen und ein kalt-gemäßigtes Klima. Für Wanderungen ist das ideal, aber auch zum Genießen der plötzlichen typischen Berg­re­gen­schauer in einer der urigen Hütten. Auf dem Weg durch die Berge und Dör­fer des Passeiertals gibt es vor allem viel historisches zu entdecken, denn bei­spiels­wei­se die Schildhöfe gibt es bereits seit dem 13. Jahrhundert.
Geografisch faszinierend, zwischen Weinreben und Bergmassiven
Das Passeiertal, das sind das Vorder- und das Hinterpasseier. Aus dem Meraner Becken steigt der Vorderpasseier empor, umringt von mediterraner Ve­ge­ta­tion wie beispielsweise den typischen Weinreben oder Obstplantagen. Der Hö­henanstieg von 500 auf ca. 700 Meter auf einer Strecke von 20 km macht das Tal zu einem Paradies für Wanderfreunde. Oberhalb von St. Leonhard zeigt sich ein anderes, deutlich steileres Bild: der Hinterpasseier. Er ist im Ge­gen­satz zum Vorder­pas­seier natur­belassen und steht vegetativ und klimatisch dazu im Kontrast. Statt mediterranes Flair gibt es hier alpines Klima, sogar mit Schnee in den Höhen­lagen bis zum späten Frühjahr.
Das Passeiertal: geografisch und klimatisch Abwechslungsreich (*)
Auf den Wanderungen im Hinterpasseier lassen sich nicht nur die unzähligen ins Tal stürzenden Wasserfälle, sondern auch die traditionsreichen Almwirtschaften und kleinen Dörfer erkunden. Ein echter Geheimtipp ist die Wanderung entlang des Hinterpasseiers im Sommer, wenn die weiten Alpenrosenfelder in ihren schönsten Pinktönen um die Wette strahlen. Mit dem Mix aus Urig-Ge­schichts­träch­tigem und viel Natur wird das Passeiertal häufig als die kleine Ver­sion des UNESCO-Weltnaturerbes, den etwa 110 Kilometer entfernten Dolomiten, bezeichnet.
Geschichte entdecken: auf den Spuren der Saumpfade
Das Passeiertal hat eine jahrhundertelange Tradition durch den historischen Fernhandelsweg. Ötztal und Timmelsjoch wurden durch Saumpfade miteinander verbunden, deren Spuren noch heute vor allem im Hinterpasseier zu finden sind. Auch die Familiennamen der Region halten die Geschichtstradition le­ben­dig, denn der Nachname „Haller“ ist vor allem in St. Leonhard besonders häufig verbreitet. Er geht auf die sogenannten „Haller“, die einstigen Salz­frach­ter, zurück, die das weiße Gold aus Nordtirol beförderten oder Wein nach Meran von Welsch- oder Südtirol transportierten.
Die Timmelsjoch-Hochalpenstraße
Das Timmelsjoch (ital. Passo del Rombo) ist ein Grenzpass zwischen Tirol und Südtirol. Er liegt auf einer Höhe von 2474 m ü. und ist Teil der Eu­ro­pä­ischen Wasserscheide und der einzige befahrbare Übergang des Al­pen­haupt­kamms zwischen Reschen und Brenner.
Auf den Wandertouren durch das Passeiertal sind noch weitere geschichtliche Zeitzeugen zu finden: die sogenannten Schildhöfe. Die einstigen Bauern-Adelshöfe entstanden ab dem 14. Jahrhundert und verfügen im Gegensatz zu den meisten anderen dörflichen Anwesen über Mauern oder Türme. Sie sollten im Kriegsfall als Unterstützung für den Grafen von Tirol dienen und sicherten den adligen Hofbesitzern Steuer- und Abgabenfreiheit. Einer dieser Schildhöfe in St. Martin beherbergt heute sogar in 5-Sterne-Umgebung Urlauber aus aller Welt. Wer ein weniger imposantes Hotel in St. Martin in Südtirol sucht, hat einige Auswahl.
Auf dem Schildhöfeweg in Saltaus
Wer sich für die Geschichte rings um Saltaus und die Schildhöfe interessiert, macht sich auf den gleichnamigen Weg vom Schildhof Saltauserhof. Dieser führt vorbei am Schildhof Haupold durch bewaldetes Gebiet und endet am Schildhof Granstein. Während der etwa 5,5 km langen Wanderung lassen sich viele historische Informa­tionen zu verschie­denen Themen­ge­bieten ent­decken, darunter „der Wald“, „Kardinal Haller“ oder „das Gericht Passeier“.
Schildhof Saltaus/St. Martin in Passeier (**)
Urlaub im Hinterpasseier: Hier geht es urig zu
Das Passeiertal umfasst die Gemeinden Moos, Kuens, St. Leonhard und St. Martin. Außerdem erstrecken sich einige Ausläufer bis nach Tirol, Meran und Schenna. Besonders urig geht es in den Dörfern Rabenstein, Pfelders, Platt, Stuls und Moos zu, denn die Flora und Fauna scheint in der hoch gelegenen Bergkulisse fast unberührt. Besucher, die es besonders zünftig lieben, erkunden die Bauernhöfe in den Dörfern auf eigene Faust und lassen sich von den alteingesessenen Bewohnern von ihrer langen Familientradition berichten.
Für Wanderfreunde ist das ideal, denn dichte Wälder, tosende Wasserfälle und unzählige Bergdörfer säumen die Wege. In Moos lohnt sich der Besuch im Bunker Mooseum, denn die Bunkeranlage hält viele Geheimnisse bereit. Ent­standen in den Vier­ziger­jahren, gibt sie Aus­kunft über die regio­nale Zeit- und Sied­lungs­ge­schich­te, tief im Berg. Wer statt tief in den Berg lieber höher hinaus will, kann sich von Rabenstein aus auf den Weg auf das Timmelsjoch begeben. Die Pano­ra­ma­straße führt auf etwa 50 Kilo­meter Länge direkt auf den Gipfel.
Tipp: Seilbahnen im Passeiertal verkürzen den Aufstieg
Das Hirzer Wandergebiet gehört zu den schönsten im Passeiertal und ist komfortabel über die gleichnamige Seilbahn zu erreichen. Vom Tal aus geht es bis zur Bergstation Klammeben, die auf über 1.900 Meter liegt. Von hier aus bringt der Grünboden-Express die Besucher auf 2.000 Meter Höhe, um bei­spiels­weise von dort aus direkt den Panoramaweg über dem Pfelderer Tal zu laufen, der mit seiner Länge von etwa sechs Kilometern auch ideal für weniger ambi­tio­nierte Wander­freunde ist. Das Passeiertal ist auch ein großer Aben­teu­er­spiel­platz für Kinder, denn sie können sich auf den Almen und bei den Spazier­gängen in den Wäldern richtig austoben. Eine abwechslungsreiche Fa­mi­lien­wan­der­runde führt bei­spiels­weise durch den Naturpark Texelgruppe auf dem Ulfaser Waalweg.
Die Hirzerspitze (links, 2781m) von Westen (***)
Mediterranes Flair und Bergluft
Einige Ausläufer des Passiertals erstrecken sich auch bis nach Meran. Statt der rauen und gemäßigt-kühlen Bergkulisse des Hinterpasseiers wartet hier eine leichte Brise gepaart mit typisch alpiner Luft. Auch hier gibt es vor allem für Wanderfreunde und Naturliebhaber viel zu entdecken. Dazu gehören rings um das Meraner Land u. a. der wilde Passerschluchtenweg, der Rundweg entlang des Vernagt Stausees, die Wanderung zum Eisjöchl oder im Ultental.
Die Bergausläufer des Passeiertals (****)
Wer genug von bergigen Höhen hat, entdeckt Meran mit seinen fast 40.000 Einwohnern. Hier treffen italienische Lebensfreude und Bergaus­läufer auf­ei­nander. Die Gärten von Schloss Trauttmannsdorf laden zum Flanieren ein. In der Ferne zeigen sich sogar die Ausläufer des Passeiertals, die sich bei einem gut gekühlten Glas Wein in einem der Limonen­gärten noch entspannter bewundern lassen.

Brauchtum
Die bewegte Geschichte des Passeiertals ist nicht nur in Museen, Burgen und Kirchen erlebbar, sie spiegelt sich auch in den Traditionen wider: Kirch- und Volksfeste, Musikkapellen, aber auch Bräuche wie das Goaslschnöllen und Ranggeln (darunter versteht man eine Untersportart des Ringens mit langer Tradition im Ostalpenraum) oder die traditionsreichen Herz-Jesu-Feuer am dritten Sonntag nach Pfingsten.

(*) pixabay.com PeterG63 (CC0 Creative Commons)
(**) Wikimedia Reise-Line (CC0 Creative Commons)
(***) Wikimedia Stevie-Ray78 (CC0 Creative Commons)
(****) pixabay.com @ blende12 (CC0 Creative Commons)

 
 
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