Die Familie des
Nobel-Preisträgers Eugenio Montale besaß
in Monterosso eine schöne Villa am Meer. An diesem
damals noch recht einsamen Ort verbrachte der spätere Dichter
als Kind und Jugendlicher seine Sommerferien. Später
beschrieb er diese Gegend mit unvergesslichen poetischen
Zügen. Seine Eindrücke flossen in sein Gedichtband
"Ossi di seppia" ein.
Als Cinque Terre (fünf Orte) bezeichnet man einen etwa 16 Kilometer langen schroffen Küstenstreifen der Italienischen Riviera (Ligurien)
nordwestlich von La Spezia, der (von West nach Ost)
aus den fünf Dörfern Monterosso al Mare, Vernazza, Corniglia, Manarola und Riomaggiore und deren Hinterland besteht.
„Eine
felsige, strenge Landschaft ... Zuflucht für Fischer und
Bauern, die sich an ein Fleckchen Strand klammern, bloßgelegter
und feierlicher Rahmen für eine der ursprünglichsten
Gegenden in ganz Italien ...“. So beschrieb einst Eugenio
Montale die Cinque Terre.
Die Cinque Terre,
zwischen Felsen und Meer eingeengt, wie sie sind, gehören
zum ursprünglichsten und unzugänglichsten Teil der Riviera di Levante (der ligurischen Riviera östlich
von Genua). Jahrhundertelang (bis zum Bau der Bahnlinie von
La Spezia nach Genua im Jahr 1870) waren die fünf Dörfer
nur zu Fuß auf unbequemen Saumpfaden oder über das
Meer zu erreichen.
In dieser Abgeschiedenheit konnten sich die fünf Dörfer ihre Schönheit bewahren, denn nur
zwei davon - Riomaggiore und Manarola - sind über die gut ausgebaute Staatsstraße 370
(Litoranea delle Cinque Terre) zu erreichen. Ursprünglich hatte jene Straße die bis zu ihrem
Bau isoliert liegende Region mit La Spezia und Sestri Levante verbinden sollen. Nach Protesten
von Einheimischen wurde das Projekt schließlich aufgegeben. So sind die anderen Dörfer bis
heute nur über äußerst kurvige und steile Straßen zu erreichen. Aus diesem Grund ist ein Boot mieten wohl die einfachste und bequemste Option, die charmanten Dörfer zu entdecken. Von einem Bootscharter eröffnen sich ganz neue Perspektiven auf die dramatische Küstenlinie und die so typisch farbigen Häuser der Cinque Terre. Flexibilität und Komfort vereint sich bei einem Urlaub auf dem Boot, denn man kann nach Lust und Laune anlegen, um die Orte und die regionale Kulinarik im eigenen Tempo zu
erkunden.
Ob
man sich also vom Meer oder auf dem Landweg den Cinque Terre nähert, jedes Mal beeindruckt
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einen das einmalige
Naturkunstwerk, das die Menschen unter unvorstellbaren Mühen
in vielen Jahrhunderten hier geschaffen haben: eine Terrassenlandschaft,
die von der UNESCO zum Weltkulturerbe erklärt worden ist.
6720 Kilometer Trockenmauern (muretti), stützen
die Terrassen. Aneinandergereiht wären sie länger
als die Chinesische Mauer.
Ein Kunstwerk, das bedroht ist. Heute
zerfallen die Mauern und wo einst Olivenhaine und
Weinterrassen waren, macht sich langsam Macchia breit. Die muretti müssten ständig ausgebessert und
erneuert werden. Das aber geschieht nicht mehr. Die
Frage, wie die bäuerlichen Terrassenkulturen erhalten
werden können, ist noch ungelöst.
Den drohenden Verfall seiner Heimat versucht Franco
Bonanini, der Präsident des Nationalpark Cinque Terre,
mit ungewöhnlichen Initiativen aufzuhalten: So verpachtet
die Nationalparkverwaltung jetzt kostenlos Land - auch an
Ortsfremde - für 20 Jahre mit der Auflage, dieses Terrain
zu bebauen oder durch Dritte bebauen zu lassen. Mit Hilfe
solcher "Patenschaften" möchte Bonanini erreichen, daß
die aufgegebenen Agrarflächen der Cinque Terre nach
und nach wieder genutzt werden.
Monterosso
Monterosso al Mare ist der größte und am westlichsten gelegene Ort der Cinque Terre. Er erstreckt sich über ca.
1 ½ Kilometer entlang der Küste. Die kleine Altstadt
ist mit dem neueren Viertel Fegina durch einen 100
m langen Fußgängertunnel verbunden, der in eine
Felsen gebohrt wurde. Monterosso ist wie alle Dörfer
der Cinque Terre verkehrsberuhigt, Autos ohne Genehmigung
müssen außerhalb des Dorfes geparkt werden.
Badestrand in Monterosso
Monterosso fehlt zwar
das malerische Aussehen seiner an die Felsklippen gebauten
vier Schwestern, dafür hat er aber als einziger Ort der Cinque Terre einen nennenswerten Strand aufzuweisen.
Mit 1600 Einwohner ist er auch der gößte und lebendigste
Ort.
Monterosso – il castello
Sprachführer Italienisch für die Reise. Die wichtigsten Wörter & Sätze.
Zu den Sehenswürdigkeiten von Monterosso al Mare zählt das Castello di San Giovanni Battista,
das wie viele andere Wachtürme
entlang der Küste
zum Schutz vor den
Sarazenen errichtet wurde. Sehenswert ist
auch die Kirche von San Giovanni Battista und, am
Ende des Strandes von Fegina, die Betonstatue
eines Riesen. Die 14 Meter hohe, Neptun darstellende Statue
wurde 1910 auf Wunsch von zwei Einwohnern Monterossos gebaut,
die als reiche Heimkehrer aus Argentinien zurückgekommen
waren.
Eine weitere Sehenswürdigkeit ist das Heiligtum Santuario
della Madonna di Soviore, dass sich etwa 400 Meter oberhalb
von Monterosseo befindet.
Vernazza
Vernazza, das
in einem engen zum Meer hinab führenden Tal liegt, ist
das einzige der fünf Dörfer, das einen natürlichen
Hafen hat. Seine Lage, der kleine Sandstrand, die alten
Burgtürme, die übereinander und ineinander verschachtelten
Häuser, die verwinkelten Gassen, die Treppen
und Bogengänge machen aus Vernazza den malerischen
Ort schlechthin, dessen Anblick längst zum beliebtesten
Titelfoto zahlreicher Reisemagazine geworden ist.
Im Hafen von Vernazza
Die Kehrseite der Medaille? An Wochenenden und Feiertagen
muss man sich die „stillen" Gassen mit Unmengen
von anderen Touristen teilen, die sich paarweise oder
in Reisegruppen entlang der Hauptgasse vom Bahnhof zum
Hafen auf und ab bewegen.
Am Strand von Vernazza
Die Laubengänge, die 1318 in ligurischem gotik-Stil
errichtete Pfarrkirche Santa Margherita d’Antiochia,
die Doria-Burg, ein unregelmäßiger zylindrischer
Turm, der sich in der Mitte des vierkantigen Fundaments auf
einem Felsvorsprung erhebt, das sich direkt darunter befindende,
vierkantige Bollwerk des „Belforte" und nicht
zuletzt das Mönchskloster mit seinem schönen Kreuzgang
machen aus Vernazza den vom architektonischen
Gesichtspunkt interessantesten Ort der Cinque Terre.
Corniglia
Während die anderen
vier Dörfer direkt am Meer liegen, thront ,
das allerkleinste Dorf der Cinque Terre in 100 Meter
Höhe auf einem Bergvorsprung, umgeben von großen
Weinbergflächen und einer steilen Klippe zum Meer. Seine
Pfarrkirche San Pietro ist eines der bedeutendsten
Beispiele der ligurischen Gotik.
Corniglia – ein Dorf wie ein Adlernest
Da es so schwer zu erreichen
ist, lassen viele Touristen dieses Dorf links liegen. So
sieht es in Corniglia, mehr noch als in den anderen
Dörfern, aus, als wäre die Zeit stehen geblieben.
In diesem wunderbaren kleinen Dorf geht es sogar zur Hochsaison
ruhiger zu. Es gibt kein Hotel, nur private Zimmer. Wie alle
Orte der Cinque Terre sind auch die Gassen von Corniglia für den Verkehr gesperrt.
Aussicht auf Corniglia
Corniglia hat zwar auch, wie
die anderen vier Dörfer, einen Bahnhof an der Strecke
Genua-La Spezia, dieser ist aber tiefer gelegen und etwa zwei
Kilometer entfernt. Um den Ort zu erreichen, fährt
man über die Straße, die den Ort mit dem Bahnhof
verbindet, oder man steigt eine lange Treppe hinauf, die sogenannte Lardarina, welche aus 33 Treppen mit 377 Stufen besteht.
Manarola
Möglicherweise
ist Manarola die älteste der Orte der Cinque
Terre, da die Grundsteinlegung seiner San-Lorenzo-Kirche
mit dem Jahre 1160 datiert ist.
Manarola im Spätnachmittagslicht
Von Manarola führt
in moderaten Höhen ein zauberhafter Weg nach Riomaggiore:
Die „Via dell' Amore", der Liebesweg, eine
gut ausgebaute Promenade mit fantastischen Ausblicken.
Er trägt seinen Namen wohl zu Recht. Der in den 1930er-Jahren
in den Felsen gemeißelte Weg wurde zum romantischen
Treffpunkt für einheimische Liebespaare. Heute
spazieren entlang dem inzwischen gebührenpflichtigen
Weg Touristen aus aller Welt. Der Eintritt von drei
Euro pro Person wird vom Nationalpark Cinque Terre erhoben, und dient zur Erhaltung des Weges und der Terrassenlandschaft
dieser einmaligen Gegend. Am Abend ist die „Via dell' Amore" beleuchtet und kostenlos.
Manarola am Abend
Während der Weihnachtstage wird auf den Berghängen
rund um den Ort eine riesige Krippe aufgebaut, die mit Tausenden
von kleinen Lampen bestückt ist und eine bezaubernde,
stimmungsvolle Atmosphäre erzeugt. Die von Mario
Andreoli entworfene Krippe ist in Ihrer Größe
einmalig auf der Welt.
Riomaggiore
In einer engen Bucht krallt sich Riomaggiore,
der südlichste der fünf Orte, an die Felsenwand.
Die bunt bemalten case torri (Turmhäuser) bestimmen
das Bild der Ortschaft. Diese schmalen und hohen Häuser
stehen dicht aneinander gedrängt. Am kleinen Hafen sind
die Häuserfassaden regelrecht ineinander verschachtelt.
Auch dieser Ort ist für den Autoverkehr gesperrt. Anstelle
von Autos ist die kleine Piazza an der Hafenbucht daher nicht
mit Autos, sondern mit Booten „zugeparkt“. In der
Hauptgasse des Ortes gibt es dicht an dicht Geschäfte,
Restaurants und Bars. Über einen schmalen Pfad erreicht
man den felsigen Kiesstrand unterhalb des Ortes.
Riomaggiore
Laut einer mündlich tradierten Legende geht die Gründung
von Riomaggiore auf das VIII Jahrhundert zurück.
Man erzählt von einer Gruppe griechischer Flüchtlinge,
die, um der Verfolgung des Papstes Leo III aus Bisanz zu entkommen,
hierher geflüchtet waren.
Tourismus in den Cinque Terre
Im
Jahr 2000 wurden die Cinque Terre zum Nationalpark erklärt. Die gut erschlossenen und gekennzeichneten
Wanderwege sind längst bei Wanderern diesseits und jenseits
der Alpen bekannt. Von Frühjahr bis Herbst strömen
Unmengen von Touristen mit dem Zug in die fünf Dörfer.
Die Cinque Terre sind keine
ausgesprochene Badegegend
Ein Geheimtipp sind
die Cinque Terre längst nicht mehr: Touristen
sind in fast keiner Jahreszeit mehr wegzudenken. Nur im Winter
geht es etwas gemächlicher zu. In den Oster-
und Pfingstferien ist Deutsch die meist gehörte Sprache,
besonders auf den Wanderpfaden oberhalb der Dörfer.
Auf halber Höhe über dem Meer verlaufen die alten
Verbindungspfade zwischen den Dörfern. Sie haben sich zu
den beliebtesten Wanderrouten Italiens entwickelt. Massentourismus,
wie man ihn von der Adria kennt, konnte aber naturgemäß
nicht Fuß fassen. Da es nur in Monterosso einen nennenswerten Strand gibt und in den ganzen Cinque
Terre keinen einzigen Campingplatz (man muss ins benachbarte Levanto ausweichen), sind es weitgehend Tagestouristen
und Wanderer, die man hier auffindet.
Stürmisches Meer in Manarola
Nur Riomaggiore und Manarola sind über die gut ausgebaute Staatsstraße
370 (Litoranea delle Cinque Terre) zu erreichen. Ursprünglich
hatte diese Straße die bis zu ihrem Bau isoliert liegende
Region mit La Spezia und Sestri Levante verbinden
sollen. Nach Protesten von Einheimischen wurde das Projekt schließlich
aufgegeben. So sind die anderen Dörfer bis heute nur über
äußerst kurvige und steile Straßen zu erreichen.
Sprachführer Italienisch für die Reise. Die wichtigsten Wörter & Sätze für unterwegs.